1992 - 1999: Schlüsselkompetenz
1991 wurde die Kooperation von Schroedel und Cornelsen in der Geographischen Verlagsgesellschaft wieder aufgelöst. Erdkundewerke unter dem Namen Seydlitz führte nun ausschließlich der Schroedel Verlag (zunächst in München und ab 1993 in Hannover) fort. Ab 1992 erschienen grundlegende Seydlitz-Neubearbeitungen für die Realschule sowie für die gymnasiale Sekundarstufe 1 und 2.
Immer mehr Themen im "Seydlitz", namentlich in den höheren Jahrgangsstufen, konzentrierten sich nun auf Schlüsselprobleme aus der Gegenwart und der Zukunft. Ziel war es, dass die Schüler ihre Mitverantwortlichkeit zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen erkennen und die Bereitschaft entwickeln, bei der Bewältigung entstandener Probleme mitzuwirken. Wichtige geographische Schlüsselprobleme waren beispielsweise die Erhaltung der Umwelt, globale Ungleichheiten (Nord-Süd-Problem) und Abhängigkeiten oder der wirtschaftliche Strukturwandel. Da sich solche Fragestellungen nicht allein auf bestimmte Fächer bezogen, wurden häufig Hinweise zum fächerübergreifenden Arbeiten gegeben.Auf gesondert ausgewiesenen Seiten konnte die behandelte Thematik durch weitere Arbeitsmaterialien und Informationen vertieft werden. Damit boten sich diese Seiten - je nach Zeitrahmen und Leistungsstärke der Klasse - für einen binnendifferenzierten Unterricht an. Da in vielen Bundesländern die Stundentafel auf Kosten der Geographie gekürzt wurde, kam es außerdem zu einer weiteren Reduzierung der Stofffülle.Einen höheren Stellenwert als in den vorausgehenden Ausgaben erfuhr in der Neubearbeitung des "Seydlitz" die Vermittlung fachspezifischer Kenntnisse. Auf farblich abgehobenen Sonderseiten wurden geographische Arbeitsmethoden ausführlich eingeführt und eingeübt. Diese Seiten boten den Schülern die Möglichkeit, handlungsorientiert zu lernen. Die in den unteren Jahrgangsstufen eingeführten Arbeitstechniken wurden dann in den höheren Jahrgangsstufen erneut aufgegriffen und weitergeführt. So wurde die methodische Eigenkompetenz der Schüler gestärkt.
Nach Pisa
Nach Erscheinen der ersten Schulleistungsuntersuchungen PISA im Jahr 2000, die dem deutschen Schulsystem nur einen Mittelplatz innerhalb der OECD zuwiesen, wurden in der Kultusministerkonferenz und in den Bundesländern Bildungsstandards entwickelt. Diese legten fest, welche Kompetenzen die Schüler in einer gewissen Jahrgangsstufe erworben haben sollten. Auch in der Geographie wurde eine nachhaltige Verbesserung der Lernprozesse angestrebt. Als Konsequenz aus den PISA-Ergebnissen sollte deshalb in den Schulbüchern stärker auf höhere Medienkompetenz, auf fächerübergreifendes Lernen sowie auf vernetztes Denken gesetzt werden.
Die Neubearbeitungen des Seydlitz seit dem Jahr 2000 griffen wesentliche Ergebnisse dieser Studien auf und führten somit den Weg der eingeschlagenen Seydlitz-Konzeption konsequent weiter. Dies äußerte sich beispielsweise in den Aufgabenstellungen, in denen weniger auf Einzelwissen Wert gelegt, sondern verstärkt vernetztes Denken geschult wurde. Das lernmethodische Instrumentarium wurde weiter ausdifferenziert und deutlicher akzentuiert als in den 1980er-Jahren. Auch ständig aktualisierte und aussagekräftige Fallbeispiele, motivierendes und interpretationsfähiges Bild- und Kartenmaterial entlang eines klaren arbeitsfreundlichen Layouts unterstützten den lebendigen und schülernahen Unterricht.
Bei der Umsetzung der Lehrpläne war nun nicht mehr das Schulbuch das alleinige Medium, sondern ein Medienverbund mit Atlas, Kopiervorlagen, Lehrermaterialien und CD-Rom. Mithilfe dieses reichhaltigen Angebots wurde neben der Sachkompetenz die Methoden-, Handlungs- und Urteilskompetenz der Schüler gefördert und den Lehrern eine bessere Unterrichtsvorbereitung ermöglicht.
Auch für den Seydlitz Atlas wurde eine grundsätzliche Neukonzeption unter dem Namen "Seydlitz Projekt Erde" entwickelt. Den seit 2004 vertriebenen Atlas prägen drei Kennzeichen:
- didaktisch reduzierte Karten bieten den Schülern ein gutes Orientierungswissen
- Methodenschwerpunkte ("Geo Werkstatt") vertiefen den Umgang mit geographischen Arbeitstechniken
- Themenschwerpunkte ("Geo Brennpunkt") verdeutlichen Schlüsselprobleme in allgemein-geographischen Zusammenhängen