Wie kann man den Unterricht gestalten?
Zur Vermittlung der in der Tabelle aufgeführten Fähigkeiten und Fertigkeiten werden im Folgenden drei Wege vorgeschlagen, die abhängig von den Bedingungen im Einzelfall ausgewählt und angepasst werden können:
Die erste Variante sind einfache Übungsaufgaben zur Erschließung der theoretischen Grundlagen (Sachwissen) und zur Vermittlung ausgewählter Fähigkeiten (z. B. Entwickeln von Netz- oder Balkenplänen, Berechnen von Projektkosten). Die Erarbeitung und die Auswertung erfolgen im traditionellen Unterricht. Dabei kann die Motivation mithilfe digitaler Quiz-Wettbewerbe (z. B. Kahoot) erhöht werden.
Die zweite Variante sind Fallstudien, also simulierte Projekte im sicheren Schonraum der Theorie, denen eine fiktive Handlungssituation zu Grunde liegt. Im Folgenden werden zwei bewährte Alternativen vorgeschlagen:
- Fallstudien Typ A: Erarbeitung und Auswertung ausgewählter Etappen im Wechsel: Ausgewählte Etappen eines fiktiven Projekts können sein: Analyse eines Ausgangsproblems, Formulierung von Projektzielen, Entwicklung eines Lösungskonzepts, Analyse von Projektrisiken, Entwickeln eines Projektstrukturplans usw. Diese werden von vierköpfigen Teams zeit- und arbeitsgleich bearbeitet, dabei liegt den Schülerinnen und Schülern das zugehörige Fachwissen vor. Am Ende jeder Etappe werden die Teamergebnisse präsentiert, verglichen und diskutiert. Dabei wird empfohlen, nach der Diskussion eine Beispiellösung auszuteilen, denn zum einen dürfen die Schülerinnen und Schüler eine Beispiellösung als Orientierung erwarten. Zum anderen kann diese Beispiellösung als gemeinsame Grundlage für die nächste Etappe dienen, damit auch die Ergebnisse der nachfolgenden Etappen vergleichbar bleiben (frei nach der Devise: "Ein Urteil entsteht aus dem Vergleich."). Eine Bewertung der Ergebnisse wird hier nicht empfohlen.
- Fallstudien Typ B: Selbständige Entwicklung eines vollständigen Projektangebots: Dieses wird auf Grundlage einer fiktiven Ausschreibung von allen (vierköpfigen) Teams im Wettbewerb erstellt (z. B. Projektangebot für den fiktiven Bau eines Baumhauses für ein Hotel). Die Angebotserstellung dauert wenige Wochen und erfolgt völlig selbständig; auch hier liegt das zugehörige Fachwissen den Teams vor. Die Wettbewerbssituation fördert die Motivation und bildet zugleich die Realität einer Ausschreibung ab, denn auch in der Praxis entwickeln "Angebotsteams" Projektangebote in wenigen Wochen. Das Projektangebot enthält mindestens ein kreatives Lösungskonzept (z. B. beschriftete Entwurfszeichnungen zu verlangten Ansichten), eine Nutzwertanalyse (sofern auch ein Alternativentwurf verlangt wurde), eine Risikoanalyse, eine Stakeholder-Analyse sowie eine vollständige Projektplanung (Projektstrukturplan, Abeitspaketbeschreibungen, Zeit-, Ressourcen- und Kostenplan). Das Projektangebot ist die eigentliche Leistung (das Produkt wird ja nicht realisiert) und eignet sich für eine Bewertung.
Die dritte Variante sind
Unterrichtsprojekte wie zum Beispiel das Drehen eines Lehrfilms, die Organisation einer schulweiten Fitnessmesse, die Planung und Durchführung einer Befragung oder die Entwicklung eines Marketingkonzepts.
Diese Variante gilt als die pädagogisch wertvollste und ist auch bei Schülerinnen und Schülern sehr beliebt. Gleichwohl ist sie auch die anspruchsvollste Variante und mit einigem Vorbereitungsaufwand für die Lehrkraft verbunden. So müssen im Vorfeld folgende Fragen beantwortet werden:
- Wie entstehen die Projektthemen und Projektaufträge?
- Wie groß sind die Projektteams und wie setzen sie sich zusammen?
- Welche Leistungen sind insgesamt zu erbringen (einschließlich Projektdokumentation)?
- Wie lange dauert das Projekt und wann ist welche Leistung abzugeben?
- Wie sind die schulischen Rahmenbedingungen (z. B. Bereitstellung von Ressourcen)?
- Wie werden die Projekte bewertet (Bewertungsgrundlagen und -kriterien)?
Damit bei der Vielzahl der Fragen im Tagesgeschäft alle Beteiligten die Übersicht behalten, wird hier vorgeschlagen, einen schlanken schulinternen Projektleitfaden zu verfassen, der diese und weitere wiederkehrende Fragen ganz allgemein beantwortet und in den Folgejahren eingesetzt und weiterentwickelt werden kann. Dieser Leitfaden, der vor Projektbeginn mit der Klasse besprochen werden sollte, schafft einerseits Transparenz für die Lerngruppe und schützt andererseits die Lehrkraft davor, bei der Beantwortung von Fragen im Projektverlauf in Widersprüche zu geraten. Die empfohlene Standardantwort auf wiederkehrende Schülerfragen lautet dann:
"Bitte im Leitfaden nachlesen."
Auch wenn die Versuchung für die Lehrkraft groß ist, möglichst viele Elemente des Projektmanagements einzubauen, also eine umfangreiche Projektdokumentation zu verlangen, so wird hier doch aus zwei Gründen dazu geraten, zumindest in der Erprobungsphase "den Ball flach zu halten", sich also auf wenig Instrumente zu beschränken. Denn zum einen kann der Bewertungsaufwand für die Lehrkraft leicht überhandnehmen, zum anderen ist ein umfangreiches Projektmanagement aus Sicht der Schülerinnen und Schüler nicht nachvollziehbar ("unnützer Papierkram"). Und damit liegen sie gar nicht mal so falsch, denn Unterrichtsprojekte weisen i.d.R. nicht den Grad an Komplexität auf, der in realen Projekten in der betrieblichen Praxis bewältigt werden muss. Für Unterrichtsprojekte bedeutet das: Ein Projektauftragsformular, ein Projektstrukturplan und ein einfacher Zeitplan (Balkenplan) reichen für den Anfang völlig aus. Denjenigen, die mehr Projektmanagementinstrumente im Zusammenhang vermitteln wollen, sei die Fallstudie Typ B (siehe oben) angeraten.