Machen, denken, reflektieren - und dann nochmal machen

Das Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert (Saarland) ist seit über 25 Jahren UNESCO-Projektschule. Und seit über zehn Jahren sind Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Schwerpunkte der Schule. Die Schule orientiert sich dabei am nationalen Aktionsplan 2030.
Im Mai 2024 haben wir ein Interview mit dem Schulleiter Erik Brill zum Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung durchgeführt. Die Highlights des Gesprächs sehen Sie auf dieser Seite zusammengefasst.
"BNE bedeutet, zukunftsfähig zu denken und zu handeln"

Ein übergreifendes Konzept als Erfolgsrezept

Klar ist: Jedes Projekt, das nachhaltige Entwicklung zum Ziel halt, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Noch erfolgreicher wird es laut Schulleiter Erik Brill des Gymnasiums in St. Ingbert aber, wenn das ganze in einem übergreifenden Konzept eingebettet ist: "Einzelne Projekte sind toll, aber das Gesamtkonzept muss so ausgerichtet sein, dass die gesamte Institution mit allen Facetten in eine Richtung läuft". Denn so wird es im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltig: Projekte hängen nicht an einzelnen Personen, sondern die Struktur hilft dabei, diese auch personenunabhängig fortführen zu können - beispielsweise, wenn Lehrkräfte von der Schule gehen oder engagierte Schülerinnen und Schüler die Schule nach dem Abitur verlassen. Dabei ist wichtig, dass alle Gruppen, vor allem aber natürlich die Schülerinnen und Schüler, aktiv mitentscheiden und partizipieren können. Die fast ausschließlich von Schülerinnen und Schülern organisierte nachhaltige Genossenschaft InnoGrün zeigt, dass dieser Ansatz am Gymnasium in St. Ingbert wirklich gelebt wird.

Von der Evaluation zur Modifikation

Als UNESCO-Projektschule muss das Leibniz Gymnasium regelmäßig an die Unesco berichten, um den Status als Projektschule behalten zu können. Diese Form der Evaluation ist aber nicht nur für den Status hilfreich, sondern bringt auch den Effekt mit sich, dass Aktionen an der Schule regelmäßig betrachtet werden: Was hat gut funktioniert - und was weniger gut? Erik Brill nennt dafür ein ganz konkretes Beispiel: Im Sinne der Verkehrserziehung und der nachhaltigen Mobilität wurde ein Fahrradtraining für die Klassen 5 und 6 durchgeführt. Eine tolle Idee, auch wenn sich in der Umsetzung gezeigt hat, dass dieses vielleicht eher für die Klassen 3 und 4 geeignet gewesen wäre. Ein Problem? Keinesfalls! Durch die Evaluation wird klar, dass die Idee zwar gut war, die Umsetzung aber eben etwas modifiziert werden muss. Es lohnt sich also immer auch ein Blick zurück, um den Blick nach vorn zu schärfen und in Zukunft noch zielgerichteter vorgehen zu können.

Interkultureller Austausch für mehr Weltoffenheit

Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien lernt eine zweite Fremdsprache, oftmals Französisch oder Spanisch. Sprachen, die man natürlich auch wunderbar im Alltag anwenden kann, beispielsweise im Rahmen eines Schüleraustauschs. Für die Schülerinnen und Schüler des St. Ingbert Gymnasium ist das zum Beispiel in Frankreich, Argentinien oder Chile möglich. Und das beste: Ein solcher Austausch fördert nicht nur die Sprachkenntnisse, sondern auch den interkulturellen Austausch. Für Erik Brill steht fest: "Weltoffenheit hängt auch viel mit BNE zusammen".

BNE - allumfassend, vernetzt, zukunftsfähig

Dass zur nachhaltigen Entwicklung unsere Umwelt und Natur gehört, ist den meisten Menschen bewusst. Doch dass auch Demokratieförderung dazugehört, ist auf das erste Hören und Lesen nicht ganz so ersichtlich. Für den Schulleiter des Gymnasiums in St. Ingbert bedeutet BNE, dass man "alle Beteiligten am Schulleben für einen respektvollen Umgang mit unserer Umwelt und mit den Mitmenschen sensibilisiert, es geht um zukunftsfähiges Denken und Handeln". Als Teil von BNE sieht Erik Brill auch ein Projekt an, dass ebenso an seiner Schule umgesetzt wird: Schülerinnen und Schüler verbringen Zeit mit älteren Menschen der Stadt, die in Pflegeheimen wohnen - ein Austausch zwischen Generationen, der für beide Seiten bereichernd ist. 

Over to you!

Fest steht: Versuch macht klug. Doch manchmal ist es auch schön, von den bereits gesammelten Erfahrungen anderer Schulen lernen zu können und sich dort ein wenig inspirieren zu lassen. Die vielfältigen Projekte des Leibniz Gymnasiums in St. Ingbert bieten tolle Impulse und Ideen, um sich dem Thema BNE auf ganz verschiedene Arten zu nähern. Abschließende Tipps von Herrn Brill?


"Einfach anfangen und ich kann jedem nur empfehlen, einen ähnlichen Prozess zu durchlaufen, wie wir es gemacht haben. Das wird zwar nicht für jede Schule funktionieren, das ist ganz klar, weil jede Schule tickt anders. Aber zuerst mal gucken was haben wir überhaupt, was machen wir schon und dann zu überlegen wo wollen wir hin, damit es ein in sich stimmiges Konzept wird".
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