Leitend für die Konzeption dieses Heftes und der in ihm versammelten Unterrichtseinheiten ist die Frage, was die Verwendung von Metaphern und Gleichnissen in philosophischen Texten in heuristischer Funktion zur Initiierung, Entwicklung und Präsentation von Erkenntnisprozessen beiträgt. Dem korrespondieren weitere wichtige Fragen, mit denen sich Schülerinnen und Schüler im Philosophie- und Ethikunterricht auseinandersetzen sollten: Sind Metaphern in rhetorischer Hinsicht bloß als Sprachschmuck zu sehen, die vor allem die Wirkungen von Aussagen in philosophischen Werken verstärken sollen? Haben sie in Bezug auf Leser und Zuhörer vor allem didaktische Funktionen, indem sie komplexe Sachverhalte oder abstrakte Problemkonstellationen veranschaulichen und vereinfachen? Oder realisieren sie, indem sie die starre herkömmliche Dichotomie von Bild und Begriff auflösen, über reproduktive Vermittlungs- und Abbildungsfunktionen und Analogiebildungen hinaus in erkenntnisheuristischer Funktion einen philosophischen Mehrwert, der durch verstörende Verfremdungseffekte ungewohnte Perspektiven ermöglicht, zur Formulierung von weiterführenden Fragestellungen und Problemen anregt, zur Selbstreflexion führt und künftige Denkrouten antizipiert? Das Spektrum der Unterrichtseinheiten reicht von der Untersuchung der Bedeutung und Funktion von zentralen Metaphern in der Philosophiegeschichte und der gegenwärtigen Lebenswelt (Theater, Netz, Passage) über die Erschließung von Fabeln und Gleichnissen für die Behandlung von bedeutenden ethischen und erkenntnistheoretischen Problemen im Philosophie- und Ethikunterricht bis zur kritischen Auseinandersetzung mit Nietzsches Metapherntheorie.