Kaum ein anderes Thema der Philosophie ist so eng mit der Vorstellung davon verknüpft, was Menschen zum Philosophieren bringt, wie das „Glück“. Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Perspektiven auf das Glück reichen von Betrachtungen der antiken Lebenskunst bis zur neuzeitlichen Ethik, sie sind Gegenstände der Sprachphilosophie, der Metaphysik, der Historiographie der Gesellschaftswissenschaften und schließlich auch der Anthropologie und zeigen vielfältige Interdependenzen zu weiteren Disziplinen und Themen der Philosophie. „Glück“ ist dabei ein Ziel des Alltags, ein vielbedichtetes Nichtzufassendes der Zitatensammlungen und gleichzeitig ein Forschungsthema wissenschaftlicher Auseinandersetzung – sowohl geisteswissenschaftlich als auch empirisch. In seiner Vielschichtigkeit und seinem Entfremdungsreichtum ist die Reflexion zum „Glück“ besonders gut geeignet, eine Brücke mit Schülerinnen und Schülern von der akademischen Philosophie zur Lebenswelt zu schlagen. „Glück“ ist immer relevant, bestimmt in weiten Teilen die ethischen und moralischen Diskurse des Lebens, berührt stets die letzten Fragen der Philosophie nach dem guten Leben und (s)einem Sinn und verliert nie an Konjunktur. Das nächste Heft von „Praxis Philosophie & Ethik“ widmet sich dem Thema Glück in kleinen Dosen (Einzelstunden); die Unterrichtseinheiten sind daher verhältnismäßig voraussetzungslos konzipiert und lassen sich als einmaligen Ausflug in das Thema „Glück“ oder auch als Vertretungsstunde verwenden. In der Gesamtheit aller Beiträge dieser Ausgabe gibt es jedoch eine im Inhaltsverzeichnis erkennbare Zielperspektive vom Allgemeinen und Begrifflichen zum Speziellen und Kritischen. So sollen die Schülerinnen und Schüler zunächst autorenfern klären, was wir eigentlich unter „Glück“ verstehen, welche Bedeutungen unseren Sprichwörtern dazu zu entnehmen sind und wie eine mögliche Rezeptur für das glückliche Leben aussehen könnte. Erst nach dieser phänomenologischen und analytischen Primärbegegnung stehen philosophische Konzepte von Aristoteles über die Stoa bis zu Bentham im Mittelpunkt, die abschließend mit Stundenentwürfen zu kritischen Blickwinkelns auf das Glück konfrontiert sind: Schopenhauer, Nietzsche und Adorno stehen Pate für die Ablehnung einer Glücksdiktatur. Einblicke in die empirische Glücksforschung und zum Bruttonationalglück in Bhutan zeigen transdisziplinäre Anknüpfungspunkte zu anderen Fächern. In der skizzierten Reihenfolge lassen sich die Stunden auch als Themenreihe unterrichten.