Einer Anekdote zufolge soll Aristoteles vor dem Schlafen eine Metallkugel in die Hand genommen haben, unter der eine Schüssel aufgestellt war. Wenn dann beim Schlafen die Kugel in die Schüssel fiel, wurde Aristoteles wach. Ziel dieses Arrangements war, den Schlaf abzukürzen, um mehr Zeit zum Philosophieren und Forschen zu haben. Wie bei vielen Anekdoten, so ist auch bei dieser ihr historischer Kern ungesichert, zeigt aber ein spezifisches Charakteristikum des Philosophen: seinen rastlosen Forschungsdrang. Diesem ist ein äußerst umfangreiches Werk entsprungen, von dem große Teile auch verschollen sind, das aber bis heute einen ungebrochenen Einfluss auf die Philosophie, die Geistes- und Kulturgeschichte sowie auf Ethik und Politik ausübt. Obwohl eine Reihe von Lehrplänen Aristoteles als Thema führen, ist der Zugang zu seiner Philosophie nicht einfach, was vor allem an dem hohen Schwierigkeitsgrad seiner Schriften liegt. Dieser betrifft nicht nur etwa die Metaphysik, die Physik oder seine Schrift „Über die Seele“ (De anima), sondern auch die in Schulbüchern häufig zitierte „Nikomachische Ethik“ oder die „Politik“. Selbst scheinbar zugängliche und oft abgedruckte Kapitel wie das über die Freundschaft sind nicht ohne interpretatorische Tücken. Daher hat sich das Aristoteles-Heft das Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schülern ausgewählte Aspekte der aristotelischen Philosophie durch entsprechende methodische Arrangements und nicht-textuale Materialien nahezubringen. Neben eher „klassischen“ Themen wie dem Glück und der politischen Philosophie präsentieren die Unterrichtseinheiten Probleme einer philosophischen Strukturierung der Welt, so die Vier-Ursachen-Lehre, die Klassifizierung von Gegenständen und Lebewesen sowie das metaphysische Grundprinzip von Möglichkeit und Verwirklichung. Eine genderorientierte Einheit zu Geschlechterrollen bezieht die Anekdote von Aristoteles und Phyllis mit ein.