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Herausforderungen und Lösungsansätze des neuen Rahmenlehrplans für Steuerfachangestellte

Grundsätze des Rahmenlehrplans 2023
Der Rahmenlehrplan 2023 setzt ein klares Ziel: junge Steuerfachangestellte fit für die Praxis machen. Statt reiner Fachsystematik steht jetzt die Handlungskompetenz im Mittelpunkt – also das, was Azubis wirklich im Berufsalltag brauchen. Im Berufsschulunterricht sollen die Inhalte vernetzt, praxisnah und handlungsorientiert vermittelt werden. Selbstständigkeit, Mitdenken und aktives Anwenden stehen dabei ganz oben.

Das zugrunde liegende Kompetenzmodell (RLP, S. 4) bildet dafür die Basis. Die didaktischen Grundsätze (RLP, S. 6) zeigen: Lernen soll nicht nur theoretisch, sondern aktiv und eigenverantwortlich stattfinden. Neu ist außerdem: Das Lernfeldkonzept wurde in die Neuordnung integriert. Der Rahmenlehrplan umfasst nun 12 Lernfelder, die Schritt für Schritt alle wichtigen Kompetenzen abdecken.

Übersicht über die Lernfelder für den Ausbildungsberuf Steuerfachangestellter und Steuerfachangestellte:

Die Lernfelder werden (in den Schulen) in sinnvolle Einheiten unterteilt (Lernsituationen). Diese Lernsituationen sind in sich im Idealfall abgeschlossen und ermöglichen den Lernenden Planen, Durchführen und Beurteilen des eigenen Handelns und Lernprozesses (RLP, S. 5). In den berufsbezogenen Vorbemerkungen des Rahmenlehrplans (S. 6 f.) wird deutlich, dass neben der Handlungsorientierung und Selbstständigkeit auch weiterhin hohe Anforderungen an fundiertes Fachwissen, Arbeit mit Gesetzestexten, Selbstorganisation und darüber hinaus personelle Kompetenzen wie Empathie, Eigeninitiative und Teamfähigkeit gestellt werden.

→ Zur Übersicht über die Lernfelder
Quelle: Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Steuerfachangestellter und Steuerfachangestellte (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.06.2022), Seite 9
Fachinhalte des Rahmenlehrplans
Die Inhalte des neuen Rahmenlehrplans knüpfen stark an den bisherigen an – nur mit ein paar Anpassungen. Manche Themen sind weggefallen, etwa § 7g EStG, der künftig nicht mehr prüfungsrelevant ist.

Trotzdem gilt: Der Rahmenlehrplan bleibt fachlich dicht und deckt weiterhin zentrale Inhalte aus Steuerrecht und Buchführung ab. Die allgemeine Wirtschaftslehre wird dagegen häufiger integrativ vermittelt, also in Kombination mit anderen Fächern – und damit wohl nicht mehr so tiefgehend wie bisher. Ein Beispiel: Die Personengesellschaften finden sich jetzt im Lernfeld 8 wieder (vgl. RLP 2022, S. 17).

„Klassische“ Inhalte der allgemeinen Wirtschaftslehre gibt es fast nur noch im Lernfeld 1. Dort geht es neben Grundlagen der Wirtschaft auch um Orientierung im Ausbildungsbetrieb, im dualen System, um den Einstieg ins Steuerrecht und den Umgang mit Gesetzestexten. Auch die bisherigen Grundlagen des Steuerrechts sind hier verankert.

Ein Blick auf die Lernfelder 2 bis 11 zeigt: Die Themen Steuerarten, Abgabenordnung und Buchführung bleiben Pflicht – allerdings feiner aufgeschlüsselt und über die Ausbildungsjahre verteilt, als es bisher der Fall war.

Lernfeld 12 rückt die Praxis in den Mittelpunkt: Hier geht es um Beratungsgespräche mit Mandantinnen und Mandanten – und damit vor allem um den Ausbau kommunikativer Kompetenzen (RLP 2022, S. 7). Die Inhalte knüpfen direkt an die Lernfelder 1 bis 11 an: Fachthemen werden gezielt in Beratungssituationen übertragen, sodass Auszubildende lernen, ihr Wissen praxisnah und verständlich zu vermitteln. Besonders wichtig: Dieses Lernfeld bereitet konkret auf die Abschlussprüfung vor. Dort steht im Prüfungsteil „Mandantinnen- und Mandantenberatung mitgestalten“ unter anderem eine Gesprächssimulation auf dem Programm.

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Vernetzung der Unterrichtsinhalte (integratives Unterrichten)
Der neue Rahmenlehrplan setzt auf vernetztes, integratives Lernen: Inhalte, die früher getrennt vermittelt wurden, werden jetzt in einen praxisnahen Gesamtkontext gestellt – mit klarem Fokus auf berufliche Handlungskompetenz. Dazu gehört auch die digitale Handlungsfähigkeit, die in allen Lernfeldern integrativ gefördert wird – von Softwareeinsatz bis Informationsbeschaffung.

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Ausgewählte Chancen durch den Rahmenlehrplan
Der Rahmenlehrplan fördert gezielt Handlungskompetenz, vernetztes Wissen und die Integration digitaler Inhalte. Die klare Aufteilung in Lernfelder erleichtert die Spezialisierung im Kollegium, sorgt für einheitliche Standards und Legitimation bisher schulindividueller Strukturen und minimiert Redundanzen. Zudem wird gezielt auf die Abschlussprüfung vorbereitet.

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Ausgewählte Herausforderungen durch den Rahmenlehrplan
Das Lernfeldkonzept verlangt eine komplette Anpassung der schulischen Planung: Inhalte müssen den Lernfeldern zugeordnet, die Wirtschaftslehre integriert und Lernsituationen handlungsorientiert, praxisnah und binnendifferenziert gestaltet werden. Gleichzeitig gilt es, digitale Inhalte zu berücksichtigen und Materialien anzupassen, um eine umfassende berufliche Handlungskompetenz zu vermitteln.

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Mögliche Lösungsansätze
Das Lernfeldkonzept verlangt eine vollständige Anpassung der Unterrichtsplanung: Inhalte müssen den Lernfeldern zugeordnet, die Wirtschaftslehre integriert, Lernsituationen praxisnah, komplex und handlungsorientiert gestaltet und digitale Inhalte eingebunden werden. Zeitgemäße Lehrmittel, abgestimmte Lernsituationen und digitale Tools wie QR-Codes erleichtern diese Umstellung, fördern die berufliche Handlungskompetenz und unterstützen das Kollegium bei der Umsetzung des neuen Rahmenlehrplans.

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Fazit
Durch die Neuordnung wird viel Arbeit auf die berufsbildenden Schulen zukommen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Dennoch bietet sie viele Chancen für eine weitere Modernisierung des Unterrichts. Einige Chancen und Herausforderungen wurden hier aufgezeigt und entsprechende Lösungsansätze aufgezeigt. Individuell werden weitere Herausforderungen auftreten, die es zu bewältigen gilt. Daher ist es wichtig, dass mit einem modernen und auf die Neuordnung zugeschnittenen Lehr- und Arbeitsbuch für eine Entlastung der Lehrkräfte gesorgt wird, damit Ressourcen für die weiteren Herausforderungen (z. B. neue Ordnung der Prüfungen) verfügbar bleiben.
Ihr Autor – Marcel Kunze
Marcel Kunze ist Diplom-Handelslehrer und Diplom-Finanzwirt (FH). Er ist Fachleiter für besondere Aufgaben und für den Ausbildungsschwerpunkt Steuerberatung am Studienseminar Hildesheim für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Seit 2012 ist er als Schulbuchautor tätig. So ist er auch Teil des Autorenteams für die neue lernfeldorientierte Reihe für Steuerfachangestellte von Westermann. Außerdem ist er Dozent für Hochschulabsolventen sowie Dozent für die Steuerberaterkammer Niedersachsen (Prüfungsvorbereitung Steuerfachangestellte). Zudem ist er auch Mitglied im Prüfungsausschuss für Steuerfachangestellte.
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Quellen

  • RLP 2022, Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Steuerfachangestellter und Steuerfachangestellte, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 10.06.2022
  • RLP 1995, KMK, Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Steuerfachangestellter/Steuerfachangestellte, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 8.12.1995