Silke Hubrig: >>Zähneputzen, Händewaschen & Co. – Körperpflege in der Kita<< (September 2021)

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Die Pflege des eigenen Körpers ist grundlegend wichtig für die Erhaltung der Gesundheit. Zur Körperpflege zählen die Körperhygiene, Pflege von Haut, Haaren, Finger- und Fußnägeln, Mund- und Zahnpflege sowie der Schutz vor Infektionen. Die Vermittlung von Verhaltensweisen, die den eigenen Körper pflegen und damit auch zu schützen ist ein Teil der Gesundheitserziehung. Rituale der Körperpflege sind Bestandteil eines jeden Kita-Alltags. Dazu zählen beispielsweise das Zähneputzen nach dem Frühstück, das Händewaschen vor dem Mittagessen oder das Aufsetzen eines Sonnenhutes im Hochsommer.

Je wertvoller der Körper für einen ist, desto mehr pflegt man ihn
Kinder sollen ein Bewusstsein für ihren Körper aufbauen. Dann können sie die Signale ihres Körpers wahrnehmen und herausfinden, was ihr Körper gerade braucht. „Wenn ich dieses leere Gefühl im Bauch habe und er knurrende Geräusche macht, habe ich Hunger und brauche etwas zu essen.“ oder „Wenn ich friere, ich eine Gänsehaut bekomme und sich die Härchen der Haut aufstellen, muss ich mir mehr Kleidung anziehen.“ Darüber hinaus sollen die Kinder ein positives Körpergefühl entwickeln, ihren Körper mögen und wertschätzen. Denn man kümmert sich besonders liebevoll und gründlich um das, was einen hohen Wert für einen selbst hat. Eng damit verbunden ist auch das körperliche Selbstbestimmungsrecht. Kinder sollen ermuntert werden, ihren Körpergefühlen und Intuitionen zu vertrauen und wissen, dass nur sie über ihren Körper bestimmen dürfen. Wenn ein Kind beispielsweise spürt, dass es von einer bestimmten Fachkraft nicht eingecremt werden möchte, dann hat es das Recht das zu äußern und diese Fachkraft wird es dann auch nicht tun.

Körperpflege – Rituale im Kita Alltag einbinden 
Zum Thema Körperpflege können gezielte Bildungsangebote als auch Projekte angeboten werden, wobei es am sinnvollsten ist, notwendige Körperpflege-Handlungen als Rituale in den Kita-Alltag einzubinden. So wird beispielsweise trainiert, dass vor jeder Mahlzeit die Hände gewaschen – und nach jeder Mahlzeit die Zähne geputzt werden. Diese Rituale sind feststehend und nicht zu diskutieren, denn schließlich haben die pädagogischen Fachkräfte auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den Kindern. Damit die Körperpflege keine nervige Pflicht ist, die lustlos erledigt wird, ist es wichtig, dass Kinder den Sinn und Zweck der Handlungen verstehen und dass das Ritual so gestaltet ist, dass die Kinder Freude daran haben. In der Kita sind im Punkt Körperpflege, insbesondere das Händewaschen, Zähneputzen, der Temperatur angemessene Kleidung und die Toilettenhygiene von Bedeutung. Andere Aspekte, wie duschen, Fingernägel und Haare schneiden, ist Sache der Eltern.

Händewaschen 
Es ist notwendig, dass die Hände regelmäßig gewaschen werden, damit sich krankmachende Bakterien und Viren beim Anfassen anderer Personen oder Gegenständen nicht weiter verteilen können. Um Kindern dieses bewusst zu machen, bietet sich beispielsweise das Durchführen des Glitzertests an: Die Kinder bestreichen ihre Hände mit Glitzer und spielen „so wie immer“. Nach einiger Zeit wird der Glitzer wieder abgewaschen und die Kinder sind Detektive und Detektivinnen, die die Glitzerspuren auf Gegenständen, Möbeln und Spielmaterialien aufspüren. So wie der Glitzer, kleben auch unsichtbare Viren oder Bakterien an den Dingen. Durch Händewaschen wird das verhindert. Händewaschen findet immer bei verschmutzten Händen statt sowie vor den Mahlzeiten und wenn die Kinder von draußen vom Spielen hereinkommen. Richtiges Händewaschen muss den Kindern in einfachen Schritten (vom Ärmel hochkrempeln bis hin zum richtigen Abtrocknen) nahe gebracht werden. Geübt werden kann es zum Beispiel mit Farbe an den Händen, die sie sich komplett abwaschen lässt.

Zähneputzen 
Eine intensive Zahnhygiene der Kinder liegt in der Obhut der Eltern. Die Kita sollte Kinder jedoch an das regelmäßiges Zähneputzen heranführen und gewöhnen. Fachkräfte sollten dafür eine einfache Zahnputzanleitung haben, die sie den Kindern vermitteln. Eine solche Anleitung findet sich beispielsweise im Internet von der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege im Lande Bremen e.V. unter: Putzflyer_Lay_07_3_mg_web.pdf (lajb-bremen.de). Jedes Kind sollte eine eigene Zahnbürste und einen Becher in der Kita haben. Nach jedem Frühstück und jedem Mittagessen sollten die Kinder gemeinsam Zähne putzen.
Das Zähneputzen kann durch einen Zahnputzvers oder ein Zahnputzlied strukturiert und attraktiv gemacht werden. Hierfür gibt es bekannte Verse, wie „Ritsche ratsche hin und her – Zähneputzen ist nicht schwer“. Die Kinder mögen es auch, wen sie ihren Becher und ihre Zahnbürste individuell gestalten dürfen, z.B. mit Klebefolien, die auf den Griff der Zahnbürste und auf den Becher geklebt werden. Interessant ist auch der Zahnputztest, bei dem die Kinder (wenn sie möchten!) mit einer Zahnfärbemundspülung den Mund spülen und anschließend sehen, welche Stellen an den Zähnen noch nicht sauber sind.
Viele Kitas haben eine Kooperation mit Zahnärzt*innen, die regelmäßig in die Kita kommen und kindgerechte Zahnkontrolle machen und über Zahngesundheit aufklären.

Den Körper durch Kleidung schützen 
Dem auf dem Spielplatz stehenden Erwachsenen ist kalt und deshalb müssen sich alle permanent bewegenden Kinder eine dicke Mütze aufsetzen. Muss das so sein? Kinder sollten für die richtige Kleidung dem Wetter entsprechend, sensibilisiert werden. Sowohl frieren aufgrund zu leichter Kleidung als auch schwitzen aufgrund zu dicker Kleidung stresst den Körper. Auch Erkältungskrankheiten können durch dem Wetter unangepasste Kleidung hervorgerufen werden, wenn das Kind mit Erkältungsviren Kontakt hat. Um die richtige Kleiderwahl zu treffen, müssen Kinder ihren Körper mit seinen Reaktionen (frieren und schwitzen) bewusst wahrnehmen. Dann können sie die Kleiderwahl selbst bestimmen. Das Kälte- und Hitzeempfinden ist subjektiv. Wichtig ist, dass die Kinder sowohl luftige als auch wärmende Wechselkleidung in der Kita haben.
Im Sommer sollten die Kinder einen bewussten Umgang mit der Sonnenstrahlung erlernen. Die Haut und die Augen der Kinder sind den UV-Strahlungen der Sonne gegenüber empfindlicher als die der meisten Erwachsenen. Kinder bekommen schnell einen Sonnenbrand und jeder Sonnenbrand im Kindesalter erhöht das Hautkrebsrisiko – auch in späteren Jahren. Die Kinder sollten sich bei starker Sonnenstrahlung luftig kleiden, wobei viel Haut von Kleidung bedeckt sein muss. Die nicht bedeckte Haut muss mit einer Sonnencreme (mindestens Lichtschutzfaktor 30) eingecremt werden. Der Kopf muss durch einen Sonnenhut geschützt sein. (Vgl. Bundesamt für Strahlenschutz 2020). Kinder sollten den Sinn dieser Maßnahmen vermittelt bekommen und auch diese Handlungen sollten attraktiv gemacht werden. So kann das Eincremen mit einem „Eincremelied“ verbunden sein. Kinder mögen es auch, ihre persönliche Sommercappy zu gestalten. Helle Cappys können dafür mit Stoffmalfarbe bemalt werden. Diese bleiben dann in der Kita, so dass sicher gestellt ist, dass jedes Kind auch immer einen Sonnenschutz für den Kopf vor Ort hat.

Toilettenhygiene 
Kinder, die allein zur Toilette gehen, sollten vermittelt bekommen, wie sie hygienisch richtig die Toilette benutzen (Toilettenpapier richtig benutzen und entsorgen, Spülung drücken, Hände waschen). Die Toilette in der Kita sollte ein einladender, schöner Ort für die Kinder sein, an dem sie sich wohlfühlen. Die Kinder könnten die Toilettenräume mit Farben und Dekorationen mitgestalten. Um sich genügend Zeit auf der Toilette zu nehmen, kann ein Wimmelbild angefertigt und in Augenhöhe des Kindes vor der Toilette angebracht werden. Fachkräfte sollten Kinder dazu anhalten, die Toilettenräume sauber zu verlassen, z.B. Handtücher immer wieder an den Haken zu hängen. Wenn die Toilette ein ungepflegter oder steriler Ort ist, nehmen sich Kinder oft zu wenig Zeit für den Toilettengang und das anschließende Händewaschen.
Um den Kindern bewusst zu machen, dass nur Toilettenpapier in der Toilette entsorgt werden darf, können Kinder untersuchen, wie sich Toilettenpapier im Wasser gegenüber anderen Papieren (z.B. Taschentüchern, Küchenpapier oder Malpapier) verhält. Das Toilettenpapier löst sich im Wasser auf, deshalb sollte auch nur das in der Toilette entsorgt werden.
Interessant ist auch ein Blick über den „Toilettenrand“. Wie funktioniert die Toilettenhygiene in anderen Kulturen – und warum wird es dort so gemacht? Beispielsweise hockt man in einigen asiatischen Ländern auf der Toilette. Die Füße werden dabei links und rechts auf ein Brett gestellt. Dieses ist hygienischer als sich auf die Toilettenbrille zu setzen. Manche Kinder können hier von eigenen Erfahrungen berichten.

Fazit 
Gesundheitsförderliche Verhaltensweisen zur Pflege und zum Schutz des Körpers sollten ein fester Bestandteil des Kita-Alltags sein. Dabei sollte Körperpflege nicht als lästige Pflicht abgetan werden. Themen wie Händewaschen, Zähneputzen, Anziehen und Toilettenhygiene können freudvoll „unter die Lupe genommen“ und gestaltet werden.
Quellen:
Bundesamt für Strahlenschutz (Hrsg.): Sonne aber sicher. Handreichung für Erzieher/innen, Salzgitter 2020, abrufbar unter Sonnenschutz für Kinder im Kindergarten Handreichung für Erzieher/innen (bfs.de), aufgerufen am 26.08.2021
Buchtipps zur Körperpflege:
• Nahrgang, Frauke/Szesny, Susanne: Wieso? Weshalb? Warum? junior: Zähne putzen, Pipi machen (Band 52); Ravensburg, Ravensburger Junior, 2014
• Lipka-Sztarballo, Krystina: Badewanne, Klo und Co. Hildesheim, Verlag Gerstenberg, 2015
• Volmert, Julia: Händewaschen - ich mach mit oder Wie man sich vor ansteckenden Keimen schützen kann, Haan, Albarello, 2016
• Daynes, Katie/Miguens, Marta Alvarenz: Vor dem Essen Hände waschen! Stuttgart, Usborne Publishing, 2018
• Schoenwald, Sophie/Jakobs, Günther: Hilf dem Löwen Zähne putzen! Boie Verlag, 2020 (4. Aufl.)
• Holtfreter, Nastja: Mund auf, Bürste rein, bald sind meine Zähne fein, Bamberg, Magelan, 2020
• Martinello, Jessica/Mabire, Gregoire: Warum Monster Zähne putzen, Zürich, Orell Füssli Verlag 2019
• Patwardhan, Rieke/Fredrich, Volker: Klohann. München, Tulpian Verlag, 2020
• Moost, Nele/Schober, Michael: Welcher Po passt auf dieses Klo. Esslingen am Neckar, Esslinger Verlag, 2009