Silke Hubrig: Sexualpädagogik in der Kita (Juni 2020)
Kinder sind sexuelle Wesen. Sie zeigen ihre Sexualität in der Kita auf ganz unterschiedliche Weise. So kitzelt ein Kind versonnen seinen eigenen Arm, fragt, wie ein Baby in den Bauch einer Frau kommt oder erkundet in der Rollenspielecke gemeinsam mit anderen ihre nackten Körper.
Pädagogische Fachkräfte sind mit den sexuellen Äußerungen konfrontiert und müssen professionell reagieren. Zudem haben sie einen Erziehungs- und
Bildungsauftrag und die Aufgabe, Kinder in ihrer Entwicklung positiv zu begleiten und zu unterstützen. Während andere Interessen der Kinder, wie etwa „Was ist ein Schatten?“ oder „Woher kommt der Regen?“ schnell von pädagogischen Fachkräften aufgegriffen und vertieft werden, so ist das bei sexuellen Themen nicht der Fall. Dabei ist die sexuelle Entwicklung ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes. Die Auseinandersetzung mit der Sexualität hat genauso einen Stellenwert wie andere Bereiche der Entwicklung.
Kindliche Sexualität ist eine andere als die der Erwachsenen
Die kindliche Sexualität unterscheidet sich erheblich von der Sexualität erwachsener Menschen. Die kindliche Sexualität ist unbefangen, spontan und neugierig. Sexuelle Empfindungen entstehen meist zufällig aus einem Spiel heraus. Es geht um einen Lustgewinn mit allen Sinnen und dem ganzen Körper. Erwachsene hingegen sind bei ihrem Lustgewinn meistens auf ihre Genitalien fokussiert. Kinder trennen nicht zwischen Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und genitaler Sexualität. Sie tun das, was ihnen gerade Lust macht und sich gut anfühlt. Wenn sie von ihren Handlungen und Empfindungen abgelenkt werden oder ihnen ein anderes Spiel einfällt, dann hören sie auf und wenden sich anderen Dingen zu. Die kindliche Sexualität ist nicht beziehungsorientiert oder soll zu einem bestimmten Ergebnis führen. Erwachsenensexualität hingegen ist nicht so egozentrisch und ein angestrebtes Ziel ist meist ein Orgasmus.
Mit sexuellen Äußerungen der Kinder umgehen
Bei ihren sexuellen Äußerungen kennen die Kinder erst einmal keine gesellschaftlichen Verhaltensregeln. Es muss ihnen erst sensibel beigebracht werden, dass sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit fehl am Platze sind und zur Intimsphäre eines Menschen gehören. Ein Schamgefühl entwickelt sich im Laufe des Kindergartenalters und die Kinder beginnen ihre sinnlichen Spiele alleine oder mit anderen unbeobachtet und versteckt durchzuführen.
Viele pädagogische Fachkräfte haben Schwierigkeiten, wenn Kinder ihre Sexualität in der Kita ausdrücken. Masturbiert ein Kind, so kann dieses bei der Fachkraft Gefühle von Verunsicherung, Scham, Bedrohung oder auch Angst auslösen. Viele Erwachsene versuchen dann, die kindlichen sexuellen Äußerungen zu übersehen
und das Thema zu vermeiden. Andere verbieten strikt alle Arten von sogenannten „Doktorspielen“, in denen die Kinder spielerisch ihre Körper erkunden. Diese unbewusst gelenkten und spontanen Reaktionen der pädagogischen Fachkräfte können negative Folgen für die Entwicklung des Kindes haben. Die Verunsicherung, Scham oder Angst können sich auf das Kind übertragen und es an einer positiven Entwicklung der Sexualität hindern. Pädagogische Fachkräfte sollten sich eine Haltung zur kindlichen Sexualität und einen inneren Standpunkt erarbeiten, um angemessen reagieren zu können. Hier sollte die Fachkraft die eigene Biografie hinsichtlich körperlich-sinnlicher und sexueller Erfahrungen reflektieren. Sie sollte herausfinden, warum ein bestimmtes sexuelles Verhalten eines Kindes bestimmte
Gefühle bei ihr auslöst. Beim Verstehen können sich manchmal schon Gefühle ändern. Mit dem Wissen um die sexuelle Entwicklung des Kindes besteht dann die Möglichkeit, eine neue positive, professionelle innere Haltung einzunehmen.
Die Entwicklung einer positiven Sexualität in der Kita unterstützen
Die Kinder benötigen in der Kita Raum und Zeit, um ihren Körper zu erforschen. Dieses findet manchmal in sogenannten Doktorspielen statt. In vielen Kitas sind diese Art der Spiele verboten und müssen heimlich gespielt werden. Sinnvoller wäre es, diese sinnlichen Körpererkundungsspiele nicht zu tabuisieren, sondern Spielregeln zu erarbeiten und aufzustellen, an die sich alle halten müssen (z.B. „Es darf nichts in Körperöffnungen gesteckt werden“ und „Alle Kinder müssen mit dem Spiel einverstanden sein.“). Wichtig ist, dass die pädagogische Fachkraft stets ein Auge darauf hat, dass keine Grenzüberschreitungen und Gewalt unter den Kindern stattfinden. Die Fachkraft sollte auch immer darauf achten, das kein Machtgefälle zwischen den Kindern besteht, sondern Gleichaltrige miteinander spielen.
Nicht nur bei „Doktorspielen“, sondern generell im pädagogischen Alltag müssen Kinder lernen, die Schamgrenzen aller Kinder und Erwachsenen wahrzunehmen und sich dementsprechend zu verhalten. Circa ab dem fünften Lebensjahr entwickeln die Kinder ein Schamgefühl. Jüngere Kinder fassen beispielsweise die Brust der Erzieherin an und lachen oder berühren sich in der Öffentlichkeit genussvoll an den Genitalien. Die Kinder sollten behutsam und mit einer positiven Haltung den sexuellen Äußerungen des Kindes gegenüber darauf hingewiesen werden, dass bestimmte Tätigkeiten, wie etwa das Masturbieren, nicht in der Öffentlichkeit durchgeführt werden sollten, weil dieses etwas sehr Persönliches ist, was man alleine macht. Eine positive Haltung der Fachkraft ist prägend für die sexuelle Entwicklung der Kinder. Sexualerziehung, bzw. die Begleitung einer positiven sexuellen Entwicklung kann nur gelingen, wenn die Atmosphäre der Kita körperfreundlich ist und sexuelle Verhaltensweisen Raum haben. Dieses wiederum kann nur entstehen, wenn die pädagogischen Fachkräfte eine sexualfreundliche Haltung haben und äußern. Eine positive Sexualpädagogik in der Kita umfasst, die Kinder zu befähigen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und diese ausdrücken zu können. Zudem sollten die körperliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Förderung aller Sinne und die Entwicklung eines positiven Körpergefühls gefördert werden.
Auch die Vermittlung von sexualbiologischem Wissen ist von Bedeutung. Die Kinder sollen kindgerecht aufgeklärt werden, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten die körperlichen Geschlechtsmerkmale haben, wie der Körper funktioniert, wie Kinder gezeugt werden, wie eine Schwangerschaft verläuft und wie die Kinder auf die Welt kommen können. Da jedes Kind ein unterschiedliches sexuelles Wissen hat, kann Sexualaufklärung konkret nur individuell erfolgen.
Pädagogische Fachkräfte sollten mit Kindern über Sexualität sprechen, so dass die Kinder Worte kennenlernen. Nur so sind sie in der Lage, Fragen zu stellen und Ängste zu äußern, und letztendlich im schlimmsten Falle auch körperliche, sexuelle Missbrauchserfahrungen und Grenzüberschreitungen bennenen zu können.
Manchen pädagogischen Fachkräften ist es unangenehm, die Fragen der Kinder rund um das Thema Sexualität zu beantworten. Sie sind verunsichert und wissen nicht, welche Worte beispielsweise für die Geschlechtsorgane zu gebrauchen sind. Egal, welche Begriffe zu Hause bei den Kindern für Scheide und Penis benutzt werden, in der Kita sollten sie die korrekten Worte dafür kennenlernen. Manche Fachkräfte haben Angst, dass sie die Kinder überfordern. Grundsätzlich ist davon
auszugehen, dass ein Kind, was eine Frage stellt, auch bereit für eine kindgerechte ehrliche Antwort ist.
Die Intimität und Grenzen der Kinder müssen stets wahrgenommen und respektiert werden. Nur so lernen Kinder auch, ihre Grenzen ernst zu nehmen und Grenzüberschreitungen, Grenzverletzungen und schlimmstenfalls auch körperliche Gewalt selbstbehauptend zurückzuweisen. Die Kinder sollen lernen, mit ihrem eigenen Körper und auch mit dem Körper und den Körpergefühlen anderer Menschen respektvoll und wertschätzend umzugehen. Dazu gehört auch, Kinder dazu zu ermuntern, ihren eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen und sie dabei zu unterstützen, einen Körperkontakt zu verbieten, wenn er nicht gewünscht ist. (Vgl. Wanzeck-Sielert 2004, S. 61)
In der Kita sind Bilderbücher die gängigen Medien. Den Kindern sollten Aufklärungsbücher genauso zur Verfügung stehen, wie Bücher zu anderen entwicklungsrelevanten Themen, die die Bedürfnisse und Interessen der Kinder aufgreifen und vertiefen. Nicht zu vernachlässigen ist der Aspekt, dass eine der Hauptentwicklungsaufgaben der Kinder im Vorschulalter die Entwicklung der Geschlechtsidentität ist, die mit der sexuellen Entwicklung verknüpft ist. Hier geht es auch darum, vielfältige Geschlechterrollenbilder von Jungen und Mädchen, bzw. Männern und Frauen anzubieten, mit denen die Kinder sich identifizieren können.
Zu einer Kita, die die sexuelle Entwicklung der Kinder unterstützt, gehört auch eine Raumgestaltung, die Interaktionen und Bewegung zwischen den Kindern vorsieht, gemütliche Kuschelecken und Nischen bzw. Räume, in denen die Kinder unbeobachtet spielen können.
Mit Eltern zusammenarbeiten
Da Sexualerziehung hauptsächlich innerhalb der Familie des Kindes stattfindet, ist eine Zusammenarbeit zwischen Kita und Elternhaus wichtig. Eltern ergeht es oft ähnlich wie den Fachkräften in der Kita, die sexuellen Äußerungen und Fragen der Kinder verunsichern sie und sie wissen nicht genau, wie sie darauf reagieren sollen. Pädagogische Fachkräfte sollten die sexuelle Entwicklung von Kindern auf einem Elternabend thematisieren. Sie sollten vorstellen, wie die Kita mit kindlicher Sexualität umgeht. Manche Eltern sind in dieser Hinsicht möglicherweise anderer Auffassung. Sie möchten nicht, dass ihr Kind sich in der Kita im Sommer nackt auszieht, um durch den Rasensprenger zu laufen oder sie verbieten dem Kind „Doktorspiele“ in der Kita. Eltern und Fachkräfte müssen nicht gleicher Meinung sein. In anderen Bereichen gelten in der Kita auch andere Regeln als Zuhause. Wichtig ist dabei nur, dass die Eltern die Haltung der Kita-Fachkräfte respektieren. Manchmal ist auch ein Elterngespräch im kleinen Kreise sinnvoll, damit Eltern ihre Ängste und Verunsicherungen mitteilen können.
Pädagogische Fachkräfte sind mit den sexuellen Äußerungen konfrontiert und müssen professionell reagieren. Zudem haben sie einen Erziehungs- und
Bildungsauftrag und die Aufgabe, Kinder in ihrer Entwicklung positiv zu begleiten und zu unterstützen. Während andere Interessen der Kinder, wie etwa „Was ist ein Schatten?“ oder „Woher kommt der Regen?“ schnell von pädagogischen Fachkräften aufgegriffen und vertieft werden, so ist das bei sexuellen Themen nicht der Fall. Dabei ist die sexuelle Entwicklung ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes. Die Auseinandersetzung mit der Sexualität hat genauso einen Stellenwert wie andere Bereiche der Entwicklung.
Kindliche Sexualität ist eine andere als die der Erwachsenen
Die kindliche Sexualität unterscheidet sich erheblich von der Sexualität erwachsener Menschen. Die kindliche Sexualität ist unbefangen, spontan und neugierig. Sexuelle Empfindungen entstehen meist zufällig aus einem Spiel heraus. Es geht um einen Lustgewinn mit allen Sinnen und dem ganzen Körper. Erwachsene hingegen sind bei ihrem Lustgewinn meistens auf ihre Genitalien fokussiert. Kinder trennen nicht zwischen Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und genitaler Sexualität. Sie tun das, was ihnen gerade Lust macht und sich gut anfühlt. Wenn sie von ihren Handlungen und Empfindungen abgelenkt werden oder ihnen ein anderes Spiel einfällt, dann hören sie auf und wenden sich anderen Dingen zu. Die kindliche Sexualität ist nicht beziehungsorientiert oder soll zu einem bestimmten Ergebnis führen. Erwachsenensexualität hingegen ist nicht so egozentrisch und ein angestrebtes Ziel ist meist ein Orgasmus.
Mit sexuellen Äußerungen der Kinder umgehen
Bei ihren sexuellen Äußerungen kennen die Kinder erst einmal keine gesellschaftlichen Verhaltensregeln. Es muss ihnen erst sensibel beigebracht werden, dass sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit fehl am Platze sind und zur Intimsphäre eines Menschen gehören. Ein Schamgefühl entwickelt sich im Laufe des Kindergartenalters und die Kinder beginnen ihre sinnlichen Spiele alleine oder mit anderen unbeobachtet und versteckt durchzuführen.
Viele pädagogische Fachkräfte haben Schwierigkeiten, wenn Kinder ihre Sexualität in der Kita ausdrücken. Masturbiert ein Kind, so kann dieses bei der Fachkraft Gefühle von Verunsicherung, Scham, Bedrohung oder auch Angst auslösen. Viele Erwachsene versuchen dann, die kindlichen sexuellen Äußerungen zu übersehen
und das Thema zu vermeiden. Andere verbieten strikt alle Arten von sogenannten „Doktorspielen“, in denen die Kinder spielerisch ihre Körper erkunden. Diese unbewusst gelenkten und spontanen Reaktionen der pädagogischen Fachkräfte können negative Folgen für die Entwicklung des Kindes haben. Die Verunsicherung, Scham oder Angst können sich auf das Kind übertragen und es an einer positiven Entwicklung der Sexualität hindern. Pädagogische Fachkräfte sollten sich eine Haltung zur kindlichen Sexualität und einen inneren Standpunkt erarbeiten, um angemessen reagieren zu können. Hier sollte die Fachkraft die eigene Biografie hinsichtlich körperlich-sinnlicher und sexueller Erfahrungen reflektieren. Sie sollte herausfinden, warum ein bestimmtes sexuelles Verhalten eines Kindes bestimmte
Gefühle bei ihr auslöst. Beim Verstehen können sich manchmal schon Gefühle ändern. Mit dem Wissen um die sexuelle Entwicklung des Kindes besteht dann die Möglichkeit, eine neue positive, professionelle innere Haltung einzunehmen.
Die Entwicklung einer positiven Sexualität in der Kita unterstützen
Die Kinder benötigen in der Kita Raum und Zeit, um ihren Körper zu erforschen. Dieses findet manchmal in sogenannten Doktorspielen statt. In vielen Kitas sind diese Art der Spiele verboten und müssen heimlich gespielt werden. Sinnvoller wäre es, diese sinnlichen Körpererkundungsspiele nicht zu tabuisieren, sondern Spielregeln zu erarbeiten und aufzustellen, an die sich alle halten müssen (z.B. „Es darf nichts in Körperöffnungen gesteckt werden“ und „Alle Kinder müssen mit dem Spiel einverstanden sein.“). Wichtig ist, dass die pädagogische Fachkraft stets ein Auge darauf hat, dass keine Grenzüberschreitungen und Gewalt unter den Kindern stattfinden. Die Fachkraft sollte auch immer darauf achten, das kein Machtgefälle zwischen den Kindern besteht, sondern Gleichaltrige miteinander spielen.
Nicht nur bei „Doktorspielen“, sondern generell im pädagogischen Alltag müssen Kinder lernen, die Schamgrenzen aller Kinder und Erwachsenen wahrzunehmen und sich dementsprechend zu verhalten. Circa ab dem fünften Lebensjahr entwickeln die Kinder ein Schamgefühl. Jüngere Kinder fassen beispielsweise die Brust der Erzieherin an und lachen oder berühren sich in der Öffentlichkeit genussvoll an den Genitalien. Die Kinder sollten behutsam und mit einer positiven Haltung den sexuellen Äußerungen des Kindes gegenüber darauf hingewiesen werden, dass bestimmte Tätigkeiten, wie etwa das Masturbieren, nicht in der Öffentlichkeit durchgeführt werden sollten, weil dieses etwas sehr Persönliches ist, was man alleine macht. Eine positive Haltung der Fachkraft ist prägend für die sexuelle Entwicklung der Kinder. Sexualerziehung, bzw. die Begleitung einer positiven sexuellen Entwicklung kann nur gelingen, wenn die Atmosphäre der Kita körperfreundlich ist und sexuelle Verhaltensweisen Raum haben. Dieses wiederum kann nur entstehen, wenn die pädagogischen Fachkräfte eine sexualfreundliche Haltung haben und äußern. Eine positive Sexualpädagogik in der Kita umfasst, die Kinder zu befähigen, ihre eigenen Gefühle wahrzunehmen und diese ausdrücken zu können. Zudem sollten die körperliche Wahrnehmungsfähigkeit, die Förderung aller Sinne und die Entwicklung eines positiven Körpergefühls gefördert werden.
Auch die Vermittlung von sexualbiologischem Wissen ist von Bedeutung. Die Kinder sollen kindgerecht aufgeklärt werden, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten die körperlichen Geschlechtsmerkmale haben, wie der Körper funktioniert, wie Kinder gezeugt werden, wie eine Schwangerschaft verläuft und wie die Kinder auf die Welt kommen können. Da jedes Kind ein unterschiedliches sexuelles Wissen hat, kann Sexualaufklärung konkret nur individuell erfolgen.
Pädagogische Fachkräfte sollten mit Kindern über Sexualität sprechen, so dass die Kinder Worte kennenlernen. Nur so sind sie in der Lage, Fragen zu stellen und Ängste zu äußern, und letztendlich im schlimmsten Falle auch körperliche, sexuelle Missbrauchserfahrungen und Grenzüberschreitungen bennenen zu können.
Manchen pädagogischen Fachkräften ist es unangenehm, die Fragen der Kinder rund um das Thema Sexualität zu beantworten. Sie sind verunsichert und wissen nicht, welche Worte beispielsweise für die Geschlechtsorgane zu gebrauchen sind. Egal, welche Begriffe zu Hause bei den Kindern für Scheide und Penis benutzt werden, in der Kita sollten sie die korrekten Worte dafür kennenlernen. Manche Fachkräfte haben Angst, dass sie die Kinder überfordern. Grundsätzlich ist davon
auszugehen, dass ein Kind, was eine Frage stellt, auch bereit für eine kindgerechte ehrliche Antwort ist.
Die Intimität und Grenzen der Kinder müssen stets wahrgenommen und respektiert werden. Nur so lernen Kinder auch, ihre Grenzen ernst zu nehmen und Grenzüberschreitungen, Grenzverletzungen und schlimmstenfalls auch körperliche Gewalt selbstbehauptend zurückzuweisen. Die Kinder sollen lernen, mit ihrem eigenen Körper und auch mit dem Körper und den Körpergefühlen anderer Menschen respektvoll und wertschätzend umzugehen. Dazu gehört auch, Kinder dazu zu ermuntern, ihren eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen und sie dabei zu unterstützen, einen Körperkontakt zu verbieten, wenn er nicht gewünscht ist. (Vgl. Wanzeck-Sielert 2004, S. 61)
In der Kita sind Bilderbücher die gängigen Medien. Den Kindern sollten Aufklärungsbücher genauso zur Verfügung stehen, wie Bücher zu anderen entwicklungsrelevanten Themen, die die Bedürfnisse und Interessen der Kinder aufgreifen und vertiefen. Nicht zu vernachlässigen ist der Aspekt, dass eine der Hauptentwicklungsaufgaben der Kinder im Vorschulalter die Entwicklung der Geschlechtsidentität ist, die mit der sexuellen Entwicklung verknüpft ist. Hier geht es auch darum, vielfältige Geschlechterrollenbilder von Jungen und Mädchen, bzw. Männern und Frauen anzubieten, mit denen die Kinder sich identifizieren können.
Zu einer Kita, die die sexuelle Entwicklung der Kinder unterstützt, gehört auch eine Raumgestaltung, die Interaktionen und Bewegung zwischen den Kindern vorsieht, gemütliche Kuschelecken und Nischen bzw. Räume, in denen die Kinder unbeobachtet spielen können.
Mit Eltern zusammenarbeiten
Da Sexualerziehung hauptsächlich innerhalb der Familie des Kindes stattfindet, ist eine Zusammenarbeit zwischen Kita und Elternhaus wichtig. Eltern ergeht es oft ähnlich wie den Fachkräften in der Kita, die sexuellen Äußerungen und Fragen der Kinder verunsichern sie und sie wissen nicht genau, wie sie darauf reagieren sollen. Pädagogische Fachkräfte sollten die sexuelle Entwicklung von Kindern auf einem Elternabend thematisieren. Sie sollten vorstellen, wie die Kita mit kindlicher Sexualität umgeht. Manche Eltern sind in dieser Hinsicht möglicherweise anderer Auffassung. Sie möchten nicht, dass ihr Kind sich in der Kita im Sommer nackt auszieht, um durch den Rasensprenger zu laufen oder sie verbieten dem Kind „Doktorspiele“ in der Kita. Eltern und Fachkräfte müssen nicht gleicher Meinung sein. In anderen Bereichen gelten in der Kita auch andere Regeln als Zuhause. Wichtig ist dabei nur, dass die Eltern die Haltung der Kita-Fachkräfte respektieren. Manchmal ist auch ein Elterngespräch im kleinen Kreise sinnvoll, damit Eltern ihre Ängste und Verunsicherungen mitteilen können.