Prof. Dr. Ferdinand Klein: Kinder mit Autismus fordern die Erzieher/-innen heraus
Ziel
Zugang zum individuellen Verständnis des Kindes mit Autismus suchen, es in seiner Entwicklung aufmerksam begleiten und leiten
"Das Autismus-Spektrum hat viele Gesichter. Mit der Kategorie `Störung´ versperren wir nur den Zugang zum individuellen Verständnis." (Fragner, 2018, S.1)
1. Hilfe für das Kind mit Autismus im Überblick
Kinder mit Autismus und ihre Eltern werden in Deutschland seit über 35 Jahren hauptsächlich in Einrichtungen des „Bundesverbandes Autismus Deutschland e.V." begleitet (Näheres unter https://www.autismus.de). Der Elternselbsthilfeverband berät Kindergärten und versucht mit Hilfe von Wissenschaftlern das Phänomen Autismus sowie die Wirksamkeit der Autismustherapien weiter zu erforschen.
1.1 Erscheinungsformen
Die Bandbreite der autistischen Erscheinungsform reicht von nichtsprechenden, geistig behinderten oder mehrfachbehinderten bis zu Menschen mit intellektueller Hochbegabung. Heute trifft die frühere Unterscheidung zwischen „frühkindlichem Autismus" und „Asperger-Syndrom" nicht mehr zu. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene International Classification of Diseases (ICD) - Internationale Klassifikation der Krankheiten und Leiden - fasst diese Entwicklungsauffälligkeiten unter dem Leitbegriff „Autismus-Spektrum-Störung" (ASS) zusammen. Außerdem werden zwischen Autismus und anderen Verhaltensweisen Ähnlichkeiten und Überschneidungen beobachtet, denen nach neurobiologischen Befunden unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können (Neuhäuser/Klein 2019). Inzwischen wird von Doppeldiagnosen (Autismus und ADHS) mit fließenden Übergängen gesprochen. Alarmierend ist die Modediagnose ADS/ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom/Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (Näheres in Theunissen 2018 und Klein 2019, S. 78).
1.2 Erkenntnis
Trotz umfangreicher Forschungsbefunde hat sich bis heute noch kein Erklärungsmodell herausgebildet, das die Ursachen der Entstehung der autistischen Störungen belegen kann. So unterschiedlich sich die Ursachen für diese Entwicklungsauffälligkeit bisher darstellen, so vielfältig sind die therapeutischen Ansätze. Wir kennen viele therapeutische Methoden aus ganz unterschiedlichen Therapieschulen.
Das Rätsel Autismus ist weiterhin der Wissenschaft aufgegeben. Gefragt sind autobiographische Berichte. Menschen mit Autismus geben als Experten in eigener Sache Einblick in ihre Welt und ermöglichen ein Nachvollziehen ihres So-Seins. Wir kennen viele Berichte autistischer Menschen (siehe Behinderte Menschen 2018, S. 21-62). Sie weisen besonders auf die Qualität der Beziehung zwischen Helfer und Hilfebedürftigem hin.
2. Kinder mit Autismus mitten unter uns
2.1 Einblick in die Diskussion
Auffallend ist bei allen Kindern mit Autismus das Zurückziehen in sich selbst. Das Kind scheint wie in einer Muschel oder unter einer Glasglocke zu leben und sich ausschließlich mit sich selbst zu beschäftigen. Es verhält sich im häuslichen Lebensraum oder im Kindergarten als wäre es eine Insel. Sein Verhalten erscheint von der Realität entrückt, es ist wie in Gedanken verloren. Dieses Verhalten drückt auch die vom Psychiater Bleuler 1911 eingeführte Bezeichnung „Autismus“ aus, die auf das griechische Wort autós (selbst, selbstbezogen) zurückgeht.
Als der Kinderpsychiater Leo Kannerelf Kinder mit schweren Kontaktstörungen 1943 erstmals beschrieb, ordnete er sie dem Begriff "early infantile autism" zu. Kanner sprach von einer „psychotischen Störung" und von „autistischen Störungen des affektiven Kontakts". Er fand folgende Hauptsymptome:
Es handelt sich hier um ein Syndrom von auffälligen Verhaltensweisen.
1944 wird der österreichische Kinderarzt Hans Asperger auf Kinder aufmerksam, die wie ohne Gefühl leben, intelligent sind und einen einengenden Bezug zu ihrer Umwelt haben. Seither wird von Kanner-Autisten und Asperger-Autisten gesprochen.
Neben den beiden von Kanner genannten Hauptsymptomen - Selbstisolation und Veränderungsangst - können bei dieser tiefgreifenden
Entwicklungsauffälligkeit vor allem zusätzliche Beeinträchtigungen der Intelligenz- und Sprachentwicklung, stereotype Bewegungen, aggressives und selbstverletzendes Verhalten in verschiedenen Formen und Ausprägungsgraden auftreten, aber auch
Aufmerksamkeitsstörungen, depressive Störungen, unwillkürliches Harnlassen/Bettnässen (Enuresis), Einkoten (Enkopresis), Essstörungen und Schlafprobleme. Die Symptome bündeln sich zu einem Syndrom, bei dem Hirnschädigungen, körperliche Erkrankungen, biochemische Anomalien, neuropsychologische Defizite sowie deren Wechselwirkung von ursächlicher Bedeutung sein können.
Kinder mit Autismus sind in ihrem Verhalten sehr verschieden. Wohl zeigen sie die Kardinalsymptome, wie sie Kanner beschrieben hat: Rückzug in sich selbst und ängstliches Beharren auf Gleicherhaltung des Umfeldes.
Aber in den Entwicklungs- und Förderbereichen
Seit den Erstbeschreibungen ist die Literatur zum Autismus unübersehbar. Allein in der Bundesrepublik Deutschland erscheinen jährlich etwa 30 Bücher zum Thema Autismus. Inzwischen werden auch in der Fachliteratur alle Erscheinungsformen des Autismus unter dem Oberbegriff Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gefasst. Damit wird ein Kontinuum gekennzeichnet, bei dem sich an dem einen Ende Formen eines frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) mit schwerwiegenden mehrfachen Beeinträchtigungen befinden. Am anderen
Ende steht das Asperger-Syndrom, bei dem in der Regel kaum sprachliche oder kognitive Verzögerungen auftreten und häufig spezielle Begabungen vorhanden sind. Zwischen den beiden Formen gibt es fließende Übergänge mit vielen Varianten.
2.2 Erkenntnis für die Praxis
Jedes Kind mit Autismus hat eine höchst individuell ausgeprägte Lebens- und Lerngeschichte. Wir kennen autistische Kinder mit erheblichen kognitiven Beeinträchtigungen und überdurchschnittlicher Intelligenz.
Einzelne besuchen später die Universität und entwickeln besondere Forschungsinteressen, andere finden wir als Dauerpatienten in psychiatrischen Einrichtungen.
2.3 Weitere Denkanstöße für die Praxis
Persönliche Erfahrung
Kürzlich saß ich bei einer Benefizveranstaltung für Menschen mit Autismus mitten unter Menschen mit dieser Behinderung und ihren Freunden. Ich fühlte mich von der Atmosphäre tief angesprochen. Die Klaviermusik eines Menschen mit Autismus bewegte mich. Ich erinnerte mich an erste Begegnungen mit kleinen Kindern mit autistischem Verhalten und ihren Eltern, die ich von 1969 an begleitet
bzw. beraten hatte. Mein Praxis- und Forschungsbemühen ging in meine Dissertation über die häusliche Früherziehung (1979) und in Handbücher der Sonderpädagogik ein. Bald war ich als Experte gefragt und konnte für jedes Kind mit Autismus die anzuwendende Behandlungsmethode empfehlen. In zwei weiteren, von mir betreuten Dissertationen und in einem Forschungsprojekt der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) wollte ich das Phänomen Autismus noch systematischer ergründen. Und ich fragte mich im Konzertsaal: Bin ich durch meine Forschung im Handeln wirklich weitergekommen? Oder ist mir das Phänomen Autismus weiter entrückt – trotz der vielen weiteren Studien, Erfahrungen mit autistischen Menschen und interdisziplinären Fachgesprächen. Je mehr ich weiß, umso skeptischer bin ich. Ist Resignation angesagt? Beileibe nicht, denn die Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit und Fehlbarkeit tut gut (Klein 2018, S. 172 ff.)
Fragen und erste Antworten
Ich frage andere Forscher und Menschen mit Autismus und suche eine Antwort: Hat der niederländische Orthopädagoge
Pieter Duker recht? Duker spricht vom „Abschied vom Autismus“, weil das diagnostische Urteil das Wahrnehmen des Selbstbilds des konkreten Menschen in der intersubjektiven Situation verhindert (Duker 2014). Wir kennen bewegende Texte und Gedichte autistischer Menschen. Offenbar werden durch ein quantifizierendes und auf messbare Leistungen bezogenes Wahrnehmen ihre positiven Eigenschaften wie Authentizität, Musikalität, Originalität, Sensibilität und Spiritualität vernachlässigt.
Geboten ist ein „anderer Blick“ (Geist 2017).
Haben Menschen mit Autismus den Professionellen nicht viel mehr zu sagen als das durch den wissenschaftlichen Zugriff erkannte?
Was wollen sie uns mit ihren Selbstbeschreibungen nahelegen?
Zugang zum individuellen Verständnis des Kindes mit Autismus suchen, es in seiner Entwicklung aufmerksam begleiten und leiten
"Das Autismus-Spektrum hat viele Gesichter. Mit der Kategorie `Störung´ versperren wir nur den Zugang zum individuellen Verständnis." (Fragner, 2018, S.1)
1. Hilfe für das Kind mit Autismus im Überblick
Kinder mit Autismus und ihre Eltern werden in Deutschland seit über 35 Jahren hauptsächlich in Einrichtungen des „Bundesverbandes Autismus Deutschland e.V." begleitet (Näheres unter https://www.autismus.de). Der Elternselbsthilfeverband berät Kindergärten und versucht mit Hilfe von Wissenschaftlern das Phänomen Autismus sowie die Wirksamkeit der Autismustherapien weiter zu erforschen.
1.1 Erscheinungsformen
Die Bandbreite der autistischen Erscheinungsform reicht von nichtsprechenden, geistig behinderten oder mehrfachbehinderten bis zu Menschen mit intellektueller Hochbegabung. Heute trifft die frühere Unterscheidung zwischen „frühkindlichem Autismus" und „Asperger-Syndrom" nicht mehr zu. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene International Classification of Diseases (ICD) - Internationale Klassifikation der Krankheiten und Leiden - fasst diese Entwicklungsauffälligkeiten unter dem Leitbegriff „Autismus-Spektrum-Störung" (ASS) zusammen. Außerdem werden zwischen Autismus und anderen Verhaltensweisen Ähnlichkeiten und Überschneidungen beobachtet, denen nach neurobiologischen Befunden unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können (Neuhäuser/Klein 2019). Inzwischen wird von Doppeldiagnosen (Autismus und ADHS) mit fließenden Übergängen gesprochen. Alarmierend ist die Modediagnose ADS/ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom/Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätsstörung (Näheres in Theunissen 2018 und Klein 2019, S. 78).
1.2 Erkenntnis
Trotz umfangreicher Forschungsbefunde hat sich bis heute noch kein Erklärungsmodell herausgebildet, das die Ursachen der Entstehung der autistischen Störungen belegen kann. So unterschiedlich sich die Ursachen für diese Entwicklungsauffälligkeit bisher darstellen, so vielfältig sind die therapeutischen Ansätze. Wir kennen viele therapeutische Methoden aus ganz unterschiedlichen Therapieschulen.
Das Rätsel Autismus ist weiterhin der Wissenschaft aufgegeben. Gefragt sind autobiographische Berichte. Menschen mit Autismus geben als Experten in eigener Sache Einblick in ihre Welt und ermöglichen ein Nachvollziehen ihres So-Seins. Wir kennen viele Berichte autistischer Menschen (siehe Behinderte Menschen 2018, S. 21-62). Sie weisen besonders auf die Qualität der Beziehung zwischen Helfer und Hilfebedürftigem hin.
2. Kinder mit Autismus mitten unter uns
2.1 Einblick in die Diskussion
Auffallend ist bei allen Kindern mit Autismus das Zurückziehen in sich selbst. Das Kind scheint wie in einer Muschel oder unter einer Glasglocke zu leben und sich ausschließlich mit sich selbst zu beschäftigen. Es verhält sich im häuslichen Lebensraum oder im Kindergarten als wäre es eine Insel. Sein Verhalten erscheint von der Realität entrückt, es ist wie in Gedanken verloren. Dieses Verhalten drückt auch die vom Psychiater Bleuler 1911 eingeführte Bezeichnung „Autismus“ aus, die auf das griechische Wort autós (selbst, selbstbezogen) zurückgeht.
Als der Kinderpsychiater Leo Kannerelf Kinder mit schweren Kontaktstörungen 1943 erstmals beschrieb, ordnete er sie dem Begriff "early infantile autism" zu. Kanner sprach von einer „psychotischen Störung" und von „autistischen Störungen des affektiven Kontakts". Er fand folgende Hauptsymptome:
- Rückzug in sich selbst (Selbstisolation)
- ängstliches Beharren auf räumlicher und zeitlicher Gleicherhaltung des Lebensumfeldes (Veränderungsangst)
Es handelt sich hier um ein Syndrom von auffälligen Verhaltensweisen.
1944 wird der österreichische Kinderarzt Hans Asperger auf Kinder aufmerksam, die wie ohne Gefühl leben, intelligent sind und einen einengenden Bezug zu ihrer Umwelt haben. Seither wird von Kanner-Autisten und Asperger-Autisten gesprochen.
Neben den beiden von Kanner genannten Hauptsymptomen - Selbstisolation und Veränderungsangst - können bei dieser tiefgreifenden
Entwicklungsauffälligkeit vor allem zusätzliche Beeinträchtigungen der Intelligenz- und Sprachentwicklung, stereotype Bewegungen, aggressives und selbstverletzendes Verhalten in verschiedenen Formen und Ausprägungsgraden auftreten, aber auch
Aufmerksamkeitsstörungen, depressive Störungen, unwillkürliches Harnlassen/Bettnässen (Enuresis), Einkoten (Enkopresis), Essstörungen und Schlafprobleme. Die Symptome bündeln sich zu einem Syndrom, bei dem Hirnschädigungen, körperliche Erkrankungen, biochemische Anomalien, neuropsychologische Defizite sowie deren Wechselwirkung von ursächlicher Bedeutung sein können.
Kinder mit Autismus sind in ihrem Verhalten sehr verschieden. Wohl zeigen sie die Kardinalsymptome, wie sie Kanner beschrieben hat: Rückzug in sich selbst und ängstliches Beharren auf Gleicherhaltung des Umfeldes.
Aber in den Entwicklungs- und Förderbereichen
- Bewegung,
- Emotionalität,
- Sprache und Kognition,
- Interessen und Wünsche sowie
- Spiel
Seit den Erstbeschreibungen ist die Literatur zum Autismus unübersehbar. Allein in der Bundesrepublik Deutschland erscheinen jährlich etwa 30 Bücher zum Thema Autismus. Inzwischen werden auch in der Fachliteratur alle Erscheinungsformen des Autismus unter dem Oberbegriff Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gefasst. Damit wird ein Kontinuum gekennzeichnet, bei dem sich an dem einen Ende Formen eines frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) mit schwerwiegenden mehrfachen Beeinträchtigungen befinden. Am anderen
Ende steht das Asperger-Syndrom, bei dem in der Regel kaum sprachliche oder kognitive Verzögerungen auftreten und häufig spezielle Begabungen vorhanden sind. Zwischen den beiden Formen gibt es fließende Übergänge mit vielen Varianten.
2.2 Erkenntnis für die Praxis
Jedes Kind mit Autismus hat eine höchst individuell ausgeprägte Lebens- und Lerngeschichte. Wir kennen autistische Kinder mit erheblichen kognitiven Beeinträchtigungen und überdurchschnittlicher Intelligenz.
Einzelne besuchen später die Universität und entwickeln besondere Forschungsinteressen, andere finden wir als Dauerpatienten in psychiatrischen Einrichtungen.
2.3 Weitere Denkanstöße für die Praxis
Persönliche Erfahrung
Kürzlich saß ich bei einer Benefizveranstaltung für Menschen mit Autismus mitten unter Menschen mit dieser Behinderung und ihren Freunden. Ich fühlte mich von der Atmosphäre tief angesprochen. Die Klaviermusik eines Menschen mit Autismus bewegte mich. Ich erinnerte mich an erste Begegnungen mit kleinen Kindern mit autistischem Verhalten und ihren Eltern, die ich von 1969 an begleitet
bzw. beraten hatte. Mein Praxis- und Forschungsbemühen ging in meine Dissertation über die häusliche Früherziehung (1979) und in Handbücher der Sonderpädagogik ein. Bald war ich als Experte gefragt und konnte für jedes Kind mit Autismus die anzuwendende Behandlungsmethode empfehlen. In zwei weiteren, von mir betreuten Dissertationen und in einem Forschungsprojekt der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) wollte ich das Phänomen Autismus noch systematischer ergründen. Und ich fragte mich im Konzertsaal: Bin ich durch meine Forschung im Handeln wirklich weitergekommen? Oder ist mir das Phänomen Autismus weiter entrückt – trotz der vielen weiteren Studien, Erfahrungen mit autistischen Menschen und interdisziplinären Fachgesprächen. Je mehr ich weiß, umso skeptischer bin ich. Ist Resignation angesagt? Beileibe nicht, denn die Einsicht in die eigene Unzulänglichkeit und Fehlbarkeit tut gut (Klein 2018, S. 172 ff.)
Fragen und erste Antworten
Ich frage andere Forscher und Menschen mit Autismus und suche eine Antwort: Hat der niederländische Orthopädagoge
Pieter Duker recht? Duker spricht vom „Abschied vom Autismus“, weil das diagnostische Urteil das Wahrnehmen des Selbstbilds des konkreten Menschen in der intersubjektiven Situation verhindert (Duker 2014). Wir kennen bewegende Texte und Gedichte autistischer Menschen. Offenbar werden durch ein quantifizierendes und auf messbare Leistungen bezogenes Wahrnehmen ihre positiven Eigenschaften wie Authentizität, Musikalität, Originalität, Sensibilität und Spiritualität vernachlässigt.
Geboten ist ein „anderer Blick“ (Geist 2017).
Haben Menschen mit Autismus den Professionellen nicht viel mehr zu sagen als das durch den wissenschaftlichen Zugriff erkannte?
Was wollen sie uns mit ihren Selbstbeschreibungen nahelegen?
3. Was sagen uns Menschen mit Autismus?
3.1 Dietmar Zöller
Dietmar Zöller, ein Mensch mit Autismus, möchte „Fürsprecher für autistische Menschen sein, die sich nicht artikulieren können“ (Zöller 2018, S. 54).
Zöller gibt uns Einblick in sein Denken und Handeln, Fühlen und Wollen. Seine Impulse können wir als Bitte an die Professionellen verstehen. Sie können
lernen wie sie ihre Arbeit gestalten können. Was sagt uns Dietmar Zöller?
„Wenn man ein einziges Gen für den Autismus verantwortlich machen könnte, dürfte es nach der Meinung vieler Menschen keinen Autismus mehr geben. Man würde den betroffenen Müttern raten, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Da die autistische Behinderung als eine außerordentlich schwere Behinderung gilt, die nicht heilbar ist, würde wohl kaum eine Mutter ein solches Kind austragen wollen.
Glücklicherweise lässt sich die Ursache [...] für Autismus nicht auf ein Gen reduzieren. Nach neueren Erkenntnissen spielen mehrere Genomabschnitte auf zwei verschiedenen Chromosomen eine Rolle. Mich hätte man abtreiben müssen, wenn man gewusst hätte, dass ich autistisch werde.
Der Gedanke ist mir unerträglich. Obwohl ich viel Schweres erlebt habe und meine Familie außergewöhnlich belasten musste, lebe ich meist gern und habe ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Dass ich keine verwertbare Leistung vorzuweisen habe, wie es einmal ein Schulleiter formuliert hat, ist richtig. Ich habe aber durchaus Möglichkeiten einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ich kann helfen, für Menschen mit Autismus um Verständnis zu werben[...].
Ich bin froh, dass ich lebe und ich bin froh, dass meine Mutter nie vor der Frage stand, ob sie mich austragen soll oder nicht. Bin ich ein Schaden für meine Familie? An manchen Tagen könnte ich es verstehen, wenn meine Eltern so etwas denken würden. Es gibt nämlich Tage, an denen ich einen materiellen Schaden verursache. Anfallsartig überrumpeln mich Zustände, denen ich nicht aus eigener Kraft entkommen kann. Ich spüre meinen Körper nicht, schlage mich und springe
aus Verzweiflung auf Möbeln herum. Natürlich ist es ein Schaden, wenn man jedes Jahr ein neues Bett für mich kaufen muss, von den Stühlen gar nicht zu reden, die auseinanderbrechen, weil ich nicht stillsitzen kann. Das ist durchaus eine Schadensbilanz, für die ich mich schäme. Und trotzdem habe ich nie das Gefühl gehabt, dass meine Familie mich als Schadensfall betrachtet.
Ich zweifle manchmal am Sinn meines Lebens, aber immer wieder komme ich zu dem Schluss: Ich bin ein Geschöpf Gottes, das man nicht verachten darf. Niemand weiß, warum das Leiden gerade mich betroffen hat. Ich aber bin mehr und mehr überzeugt, dass mein Leiden einen Sinn hat. Ich muss es aushalten, dass die Warum-Frage unbeantwortet bleibt.[...] Menschliches Leben ohne Leid ist nicht möglich. Wer den christlichen Glauben ernst nimmt, der weiß, dass nirgendwo in der Bibel versprochen wurde, dass wir ohne Leiden sein werden, so lange wir leben. [...] Es gehört nicht zu den Aufgaben der Menschen zu bestimmen, wer leben darf oder nicht. Niemand sollte sich anmaßen Schicksal zu spielen[...]. Wichtig ist ein Leben in Würde für alle Menschen zu garantieren, auch für die, die mit einer Behinderung geboren werden. Darin sehe ich eine gesellschaftliche Aufgabe.“ (Hervorh. F. K.)
Dietmar Zöller hat zahlreiche Bücher veröffentlicht (Näheres unter Webseite dietmarzoeller.de.tl), ist wissbegierig und möchte weitere fremde Kulturen kennenlernen. Auch als Erwachsener braucht er wegen seiner autistischen Verhaltensweisen eine ständige Begleitung: „Ohne meine Eltern kann ich nicht verreisen“ (Zöller 2018, S. 54). Er verliert auch im hohen Alter die Selbstkontrolle. Dietmar Zöller ist darüber traurig, dass der „Umgang mit den Unruhezuständen
schwieriger geworden ist“.
3.2 Greta Thunberg
Greta Thunberg, ein Mensch mit Asperger-Syndrom (Fixierung auf bestimmte Themen), Zwangsstörungen und selektivem Mutismus (Verstummen bei vorhandener Sprechfähigkeit) ist mit ihren 16 Jahren bei der UN-Klimakonferenz im Herbst 2018 im polnischen Katowice mit ihrer berühmten Rede in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit getreten. Die junge Schwedin erkannte die existentielle Bedrohung des Menschen, die sie unerschrocken öffentlich begründet. Die
angesehene amerikanische Zeitschrift „Time Magazine“ bezeichnete sie als einen der einflussreichsten Teenager des Jahres 2018.
Mit elf Jahren wurde Greta Thunberg durch die Beschäftigung mit dem Klimawandel depressiv, hörte auf zu sprechen und zu essen. Sie überwand ihre Behinderung dadurch, dass sie sich für eine bestimmte Aufgabe einsetzte. Was sie für gut und richtig erkennt, verfolgt sie mit aller Konsequenz.
Durch ihre behinderungsbedingte Einseitigkeit hält sie mit authentischer Standfestigkeit an ihren Zielen fest. Sie entfaltete als kraftvoll wirkende Persönlichkeit mit dieser Gabe eine unerwartet hohe Wirkung bei der UN-Klimakonferenz. Mit dieser Fähigkeit fordert Greta Thunberg: „Ändert euren Sinn, ändert euer Handeln – nicht irgendwann, sondern jetzt und hier.“ In einem Interview sagt sie schmunzelnd: „Wenn ich nicht Asperger hätte und so komisch gewesen wäre, wäre ich in
dem sozialen Spiel gefangen, in das alle anderen so vernarrt sind“ (zit. n. Denger 2019, S. 18).
4. Praxishilfen für die Kita
4.1 Rechtzeitiges Erkennen ist geboten
Stefan (5 Jahre) ist eigensinnig und voller Ängste. Er ist gegen seine Erzieherin aufsässig und beharrt darauf, mit ihr nicht zu kommunizieren, egal, zu welchen Konsequenzen das führt. Er scheint auch panische Ängste zu haben, wenn er Laute von sich gibt und Geräusche macht. Sein Vater findet einen Weg, wie er zum
Sprechen bewegt werden kann. Etwa zwei Jahre spricht Stefan „in seine Hand“, aber nur dann, wenn Erwachsene diese Worte zuvor in seine Hand
gesprochen und die gleiche Hand an seinen Mund gehalten haben. Stefan hat noch zwei ältere Geschwister, aber er ist eindeutig das Nesthäkchen und hat „gleichzeitig die volle Kontrolle über die Familie“ (Janert 2003, S. 229).
Das Beispiel der englischen Kinderpsychologin und Spielpädagogin Sibylle Janert, die seit vielen Jahren mit autistischen Kindern, ihren Eltern und Erzieher/-innen arbeitet und am Aufbau eines Autismus-Zentrums in London beteiligt ist, lehrt:
4.2 Merkmale wahrnehmen
Die folgenden Merkmale haben sich nach und nach herauskristallisiert. Dabei ist zu beachten, dass es sich um Wahrnehmungen außenstehender Menschen handelt. Wie und was ein Kind mit Autismus aber wirklich fühlt und denkt und was es will, das wissen wir im Grunde nicht. Warum meidet es den Blick- und Körperkontakt? Warum reagiert es auf Annäherung mit Ablehnung, Rückzug oder Abkapselung? Wir sind hier auf Vermutungen angewiesen, die von Vorurteilen nicht zu trennen sind. Aber wir kommen nicht umhin, etwas, das nicht beschreibbar ist, zu beschreiben, damit die Hilfe rechtzeitig und auch fachlich fundiert erfolgen kann.
Erste Erkennungszeichen können schon vom 6. Lebensmonat an und dann in zunehmendem Umfang deutlich hervortreten: Das Kind
4.3 Orientierungshilfen
4.3.1 Allgemeine Gesichtspunkte
Es gibt recht unterschiedliche Unterstützungs- und Therapieangebote. Auf der einen Seite wird ein direktes Einwirken auf das Kind völlig abgelehnt. Hier liegt die (psychoanalytische) Überzeugung zugrunde, dass die Initiative ausschließlich vom Kind ausgehen muss. Auch Ausbrüche zerstörerischer Wut und Aggressionen soll es ausleben können, um auf diese Weise seine Ich-Autonomie zu entwickeln. Auf der anderen Seite wird gesagt, für das Kind müsse jeder Lernschritt genau geplant und Schritt für Schritt gegangen werden. Hier gibt es detailliert ausgearbeitete Interventionsprogramme mit klaren Behandlungsprinzipien und methodischen Anleitungen. Soll nun die pädagogische Fachkraft mehr psychoanalytisch oder mehr verhaltenstherapeutisch orientiert vorgehen? Aufgrund des fehlenden Grundlagenwissens kann auf diese Frage keine eindeutige Antwort gegeben werden. Insofern sind die folgenden Gesichtspunkte als Orientierungshilfen
zu verstehen.
4.3.2 Pädagogisch-therapeutische Leitlinien für das Handeln
Auf das herausfordernde Verhalten des Kindes mit Autismus ist mit einer „authentischen und bejahenden Haltung“ (Klein 2019, S. 263), einer „aushaltefähigen“
inneren Haltung gelassen, geduldig und nachsichtig zu antworten. Er ist in seinem So-Sein anzunehmen, wertzuschätzen und zu begleiten. Durch diese empathische
Haltung, eine Haltung also, die vom Kind mit Autismus ausgeht, können die individuell geeigneten Methoden gefunden werden, die das Lernen anregen
und ungeahnte Kräfte entwickeln können. Folgende Leitlinien haben sich aus der Praxis herauskristallisiert:
3.1 Dietmar Zöller
Dietmar Zöller, ein Mensch mit Autismus, möchte „Fürsprecher für autistische Menschen sein, die sich nicht artikulieren können“ (Zöller 2018, S. 54).
Zöller gibt uns Einblick in sein Denken und Handeln, Fühlen und Wollen. Seine Impulse können wir als Bitte an die Professionellen verstehen. Sie können
lernen wie sie ihre Arbeit gestalten können. Was sagt uns Dietmar Zöller?
„Wenn man ein einziges Gen für den Autismus verantwortlich machen könnte, dürfte es nach der Meinung vieler Menschen keinen Autismus mehr geben. Man würde den betroffenen Müttern raten, einen legalen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Da die autistische Behinderung als eine außerordentlich schwere Behinderung gilt, die nicht heilbar ist, würde wohl kaum eine Mutter ein solches Kind austragen wollen.
Glücklicherweise lässt sich die Ursache [...] für Autismus nicht auf ein Gen reduzieren. Nach neueren Erkenntnissen spielen mehrere Genomabschnitte auf zwei verschiedenen Chromosomen eine Rolle. Mich hätte man abtreiben müssen, wenn man gewusst hätte, dass ich autistisch werde.
Der Gedanke ist mir unerträglich. Obwohl ich viel Schweres erlebt habe und meine Familie außergewöhnlich belasten musste, lebe ich meist gern und habe ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Dass ich keine verwertbare Leistung vorzuweisen habe, wie es einmal ein Schulleiter formuliert hat, ist richtig. Ich habe aber durchaus Möglichkeiten einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ich kann helfen, für Menschen mit Autismus um Verständnis zu werben[...].
Ich bin froh, dass ich lebe und ich bin froh, dass meine Mutter nie vor der Frage stand, ob sie mich austragen soll oder nicht. Bin ich ein Schaden für meine Familie? An manchen Tagen könnte ich es verstehen, wenn meine Eltern so etwas denken würden. Es gibt nämlich Tage, an denen ich einen materiellen Schaden verursache. Anfallsartig überrumpeln mich Zustände, denen ich nicht aus eigener Kraft entkommen kann. Ich spüre meinen Körper nicht, schlage mich und springe
aus Verzweiflung auf Möbeln herum. Natürlich ist es ein Schaden, wenn man jedes Jahr ein neues Bett für mich kaufen muss, von den Stühlen gar nicht zu reden, die auseinanderbrechen, weil ich nicht stillsitzen kann. Das ist durchaus eine Schadensbilanz, für die ich mich schäme. Und trotzdem habe ich nie das Gefühl gehabt, dass meine Familie mich als Schadensfall betrachtet.
Ich zweifle manchmal am Sinn meines Lebens, aber immer wieder komme ich zu dem Schluss: Ich bin ein Geschöpf Gottes, das man nicht verachten darf. Niemand weiß, warum das Leiden gerade mich betroffen hat. Ich aber bin mehr und mehr überzeugt, dass mein Leiden einen Sinn hat. Ich muss es aushalten, dass die Warum-Frage unbeantwortet bleibt.[...] Menschliches Leben ohne Leid ist nicht möglich. Wer den christlichen Glauben ernst nimmt, der weiß, dass nirgendwo in der Bibel versprochen wurde, dass wir ohne Leiden sein werden, so lange wir leben. [...] Es gehört nicht zu den Aufgaben der Menschen zu bestimmen, wer leben darf oder nicht. Niemand sollte sich anmaßen Schicksal zu spielen[...]. Wichtig ist ein Leben in Würde für alle Menschen zu garantieren, auch für die, die mit einer Behinderung geboren werden. Darin sehe ich eine gesellschaftliche Aufgabe.“ (Hervorh. F. K.)
Dietmar Zöller hat zahlreiche Bücher veröffentlicht (Näheres unter Webseite dietmarzoeller.de.tl), ist wissbegierig und möchte weitere fremde Kulturen kennenlernen. Auch als Erwachsener braucht er wegen seiner autistischen Verhaltensweisen eine ständige Begleitung: „Ohne meine Eltern kann ich nicht verreisen“ (Zöller 2018, S. 54). Er verliert auch im hohen Alter die Selbstkontrolle. Dietmar Zöller ist darüber traurig, dass der „Umgang mit den Unruhezuständen
schwieriger geworden ist“.
3.2 Greta Thunberg
Greta Thunberg, ein Mensch mit Asperger-Syndrom (Fixierung auf bestimmte Themen), Zwangsstörungen und selektivem Mutismus (Verstummen bei vorhandener Sprechfähigkeit) ist mit ihren 16 Jahren bei der UN-Klimakonferenz im Herbst 2018 im polnischen Katowice mit ihrer berühmten Rede in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit getreten. Die junge Schwedin erkannte die existentielle Bedrohung des Menschen, die sie unerschrocken öffentlich begründet. Die
angesehene amerikanische Zeitschrift „Time Magazine“ bezeichnete sie als einen der einflussreichsten Teenager des Jahres 2018.
Mit elf Jahren wurde Greta Thunberg durch die Beschäftigung mit dem Klimawandel depressiv, hörte auf zu sprechen und zu essen. Sie überwand ihre Behinderung dadurch, dass sie sich für eine bestimmte Aufgabe einsetzte. Was sie für gut und richtig erkennt, verfolgt sie mit aller Konsequenz.
Durch ihre behinderungsbedingte Einseitigkeit hält sie mit authentischer Standfestigkeit an ihren Zielen fest. Sie entfaltete als kraftvoll wirkende Persönlichkeit mit dieser Gabe eine unerwartet hohe Wirkung bei der UN-Klimakonferenz. Mit dieser Fähigkeit fordert Greta Thunberg: „Ändert euren Sinn, ändert euer Handeln – nicht irgendwann, sondern jetzt und hier.“ In einem Interview sagt sie schmunzelnd: „Wenn ich nicht Asperger hätte und so komisch gewesen wäre, wäre ich in
dem sozialen Spiel gefangen, in das alle anderen so vernarrt sind“ (zit. n. Denger 2019, S. 18).
4. Praxishilfen für die Kita
4.1 Rechtzeitiges Erkennen ist geboten
Stefan (5 Jahre) ist eigensinnig und voller Ängste. Er ist gegen seine Erzieherin aufsässig und beharrt darauf, mit ihr nicht zu kommunizieren, egal, zu welchen Konsequenzen das führt. Er scheint auch panische Ängste zu haben, wenn er Laute von sich gibt und Geräusche macht. Sein Vater findet einen Weg, wie er zum
Sprechen bewegt werden kann. Etwa zwei Jahre spricht Stefan „in seine Hand“, aber nur dann, wenn Erwachsene diese Worte zuvor in seine Hand
gesprochen und die gleiche Hand an seinen Mund gehalten haben. Stefan hat noch zwei ältere Geschwister, aber er ist eindeutig das Nesthäkchen und hat „gleichzeitig die volle Kontrolle über die Familie“ (Janert 2003, S. 229).
Das Beispiel der englischen Kinderpsychologin und Spielpädagogin Sibylle Janert, die seit vielen Jahren mit autistischen Kindern, ihren Eltern und Erzieher/-innen arbeitet und am Aufbau eines Autismus-Zentrums in London beteiligt ist, lehrt:
- Kinder mit Autismus und ähnlich kommunikationsbehinderte und entwicklungsbehinderte Kinder bedürfen der rechtzeitigen Erkennung ihrer Lebens- und Lernbeeinträchtigung und der mitmenschlichen sowie therapeutisch-pädagogischen Begleitung.
- Durch diese umfassende Erziehungshilfe können sie ihren drohenden Autismus weitgehend überwinden oder einen bereits vorhandenen in seinen Auswirkungen mildern.
- Stets geht es um das einzelne Kind und die entsprechende Gestaltung seines Lebensumfeldes, damit es ein Höchstmaß an Eigenständigkeit, Selbstbestimmung und Lebensqualität erreichen kann.
4.2 Merkmale wahrnehmen
Die folgenden Merkmale haben sich nach und nach herauskristallisiert. Dabei ist zu beachten, dass es sich um Wahrnehmungen außenstehender Menschen handelt. Wie und was ein Kind mit Autismus aber wirklich fühlt und denkt und was es will, das wissen wir im Grunde nicht. Warum meidet es den Blick- und Körperkontakt? Warum reagiert es auf Annäherung mit Ablehnung, Rückzug oder Abkapselung? Wir sind hier auf Vermutungen angewiesen, die von Vorurteilen nicht zu trennen sind. Aber wir kommen nicht umhin, etwas, das nicht beschreibbar ist, zu beschreiben, damit die Hilfe rechtzeitig und auch fachlich fundiert erfolgen kann.
Erste Erkennungszeichen können schon vom 6. Lebensmonat an und dann in zunehmendem Umfang deutlich hervortreten: Das Kind
- zeigt fehlende oder mangelnde Kontaktaufnahme,
- nimmt wenig oder keinen Blickkontakt auf,
- lehnt Liebkosungen ab,
- reicht einer vertrauten Person nicht die Hände entgegen, um in die Arme genommen zu werden,
- hat ritualisierte Verhaltensweisen,
- hat geringe Eigenaktivität und ist häufig auffallend ruhig,
- hantiert oder spielt mit stereotypen Bewegungsfolgen,
- äußert sich sporadisch lallend und leise-monoton,
- hat geringes oder kein Interesse an Ereignissen seiner Umwelt,
- hat oft Störungen beim Ein- oder Durchschlafen,
- erscheint häufig schwerhörig bis taub oder sehbehindert bis blind.
4.3 Orientierungshilfen
4.3.1 Allgemeine Gesichtspunkte
Es gibt recht unterschiedliche Unterstützungs- und Therapieangebote. Auf der einen Seite wird ein direktes Einwirken auf das Kind völlig abgelehnt. Hier liegt die (psychoanalytische) Überzeugung zugrunde, dass die Initiative ausschließlich vom Kind ausgehen muss. Auch Ausbrüche zerstörerischer Wut und Aggressionen soll es ausleben können, um auf diese Weise seine Ich-Autonomie zu entwickeln. Auf der anderen Seite wird gesagt, für das Kind müsse jeder Lernschritt genau geplant und Schritt für Schritt gegangen werden. Hier gibt es detailliert ausgearbeitete Interventionsprogramme mit klaren Behandlungsprinzipien und methodischen Anleitungen. Soll nun die pädagogische Fachkraft mehr psychoanalytisch oder mehr verhaltenstherapeutisch orientiert vorgehen? Aufgrund des fehlenden Grundlagenwissens kann auf diese Frage keine eindeutige Antwort gegeben werden. Insofern sind die folgenden Gesichtspunkte als Orientierungshilfen
zu verstehen.
4.3.2 Pädagogisch-therapeutische Leitlinien für das Handeln
Auf das herausfordernde Verhalten des Kindes mit Autismus ist mit einer „authentischen und bejahenden Haltung“ (Klein 2019, S. 263), einer „aushaltefähigen“
inneren Haltung gelassen, geduldig und nachsichtig zu antworten. Er ist in seinem So-Sein anzunehmen, wertzuschätzen und zu begleiten. Durch diese empathische
Haltung, eine Haltung also, die vom Kind mit Autismus ausgeht, können die individuell geeigneten Methoden gefunden werden, die das Lernen anregen
und ungeahnte Kräfte entwickeln können. Folgende Leitlinien haben sich aus der Praxis herauskristallisiert:
- Verlässliche und vertrauensvolle Bezugsperson, die auf kontinuierliche Unterstützung achtet.
- Individuelle Strukturierungshilfen (räumlich: reizreduzierter Lernplatz; zeitlich: visualisierter Tagesablauf mit festen Aufgaben und Angeboten), die für das TEACCH-Programm grundlegend sind (siehe Abschnitt 5.3).
- Konzentration auf eine Sache.
- Klare und kurze Aufgaben stellen.
- Auf klar gegliederte Handlungsabfolgen achten (verständliche Regeln, positiv verstärken).
- Ordnen der (Lern-)Gegenstände und diese in einen Zusammenhang bringen.
- Einhalten verlässlich wiederkehrender Rituale.
- Im geordneten Raum und in der geordneten Zeit eigene Entscheidung ermöglichen und Neugier wecken.
- Förderung des Spielens und der kreativ-künstlichen Fähigkeiten.
5. Konkrete Hilfekonzepte für die Erzieher/-innen
5.1 Für eine Fragehaltung sensibilisieren
Das Kind mit Autismus hat ein Bedürfnis nach
Wie ist die pädagogische Situation zu gestalten, damit das Kind mit Autismus Gelegenheit bekommt
5.2 Empathische Haltung
Die Erzieherin wird zunächst sensibel und aufmerksam darum bemüht sein, die Umgebung des Kindes klar und überschaubar so zu gestalten, dass es sich angesprochen fühlt auf ein Ziel hin tätig zu werden. In dieser strukturierten Erziehungssituation müssen die Angebote für Kommunikation (mit Menschen) und Interaktion (mit Gegenständen) einfach und eindeutig sein. Das methodische Vorgehen ist hier von einer empathischen Haltung getragen.
Nur so ist es möglich, von Situation zu Situation einzugreifen und dem Kind beim Überwinden seiner Ängste und Schwierigkeiten zu helfen.
Hat es durch eine ruhige und konsequente Führungshilfe die kritische Schwelle des Widerstandes überwunden, so entwickelt es Freude am Lernen. Es fühlt sich wohl und zufrieden. Der alte Widerstand lebt in zwei Situationen zunächst wieder auf: Völlig neuen Situationen und bei der Auseinandersetzung mit Lerninhalten, die
dem Kind noch schwierig erscheinen. Diese Methode des empathischen Herausholens aus der Isolation ermöglicht es auch der Erzieherin ein Verständnis dafür zu entwickeln, was das Kind beispielsweise mit der Bewegung, der Gestik oder dem Blick ausdrücken will. Und sie kann versuchen, das wahrgenommene Phänomen mit dem Wissen, das in der gemeinsamen Situation gewonnen wird, das Kind wenigstens in ersten Ansätzen zu verstehen. Die Erzieherin ist hier einem Menschen nahe, von dem man sagt, er sei ein „unheimlicher Fremdling“. Mit ihm teilt sie die gemeinsame Situation und sie kann diese im Hinblick auf die sich stets neu stellende Erziehungsaufgabe reflektieren.
5.3 TEACCH-Programm
In verschiedenen ganzheitlichen Förderprogrammen wird versucht, dem Grundbedürfnis des Kindes mit Autismus nach
zu entsprechen. Als grundlegende Ziele werden gesehen:
Besonders das im US-Bundesstaat North-Carolina entwickelte, ganzheitliche Förderprogramm TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped CHildren) wird in Übungsprogrammen aufgenommen. Es beachtet die strukturierte Gestaltung des Alltags und die enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Es geht davon aus, dass beim Autismus eine grundlegende Beeinträchtigung der kommunikativen und sozialen Entwicklung
vorliegt. Dabei wird die Individualisierung der Hilfe in kommunikativen und interaktiven Situationen beachtet. Es handelt sich bei diesem Vorgehen, wie es zum Beispiel die Psychotherapeutin Sibylle Hartl pflegt, im Grunde um Spiel-Hilfen zum Erleben einfacher Zusammenhänge, die auf der Grundlage von guten Beziehungen erfolgen. Die Erzieherin kann mit dem Kind spielen und üben:
Der TEACCH-Ansatz will dem Kind positive und bedeutungsvolle Erfahrungen mit Menschen ermöglichen. Das positive Erleben und Verstehen sozialer Situationen bildet somit die Grundlage und Motivation für das soziale Lernen. Eingebettet in Situationen und Aktivitäten, die für die Betreffenden ansprechend, nachvollziehbar und bedeutungsvoll sind, werden dann bestimmte Umgangsformen und Verhaltensweisen hervorgelockt und geübt. Die Förderung in der Kindergruppe
läuft im Wesentlichen über das Spiel und die Gestaltung von ’natürlichen’ Situationen, die sich durch das Zusammentreffen mit anderen Menschen ergeben.
Da Kinder mit Autismus häufig Schwierigkeiten haben, etwas Gelerntes aus einer Situation auf eine andere zu übertragen, liegt das Hauptgewicht darauf, soziale Situationen beim Spiel oder in den Pausen so zu gestalten, dass sie Lern- und Übungsmöglichkeiten bieten. Dabei werden die Anforderungen auf das jeweilige Kind
abgestimmt. „Weiterhin setzen wir strukturierende Hilfen ein. Diese sind meist visueller Art. Sie dienen der Orientierung im Hinblick auf räumliche Zuordnung, zeitliche Abläufe und den Umgang mit Material. Durch sie werden unübersichtliche Situationen durchschaubar und die jeweiligen Anforderungen verständlicher. Beispiele für solche Hilfen sind Pläne, Uhren, visuelle Instruktionen und Gestaltung des Materials, eine übersichtliche Anordnung der Materialien, Markierungen
auf dem Boden oder eine klare Abgrenzung verschiedener Bereiche
im Raum“ (Häußler 2016, S. 46 ff.). Die angebotenen strukturierten Lern-Spiele können in Gruppen eingeteilt werden:
5.1 Für eine Fragehaltung sensibilisieren
Das Kind mit Autismus hat ein Bedürfnis nach
- räumlicher Ordnung in der Umwelt (Struktur),
- zeitlicher Ordnung und Vorhersehbarkeit (zum Teil auch Gleicherhaltung) der alltäglichen Abläufe,
- bildlich-anschaulicher Gestaltung der Umwelt,
- einfacher und klarer Kommunikation und
- Rückzug aus sozialen Situationen.
Wie ist die pädagogische Situation zu gestalten, damit das Kind mit Autismus Gelegenheit bekommt
- die Isolation aufzugeben,
- in die entwicklungsfördernde Beziehung mit Menschen und Gegenständen einzutreten und
- Strukturen des Handelns aufzubauen?
- vertrauenswürdige,
- verlässliche und
- konsequent-haltgebende
5.2 Empathische Haltung
Die Erzieherin wird zunächst sensibel und aufmerksam darum bemüht sein, die Umgebung des Kindes klar und überschaubar so zu gestalten, dass es sich angesprochen fühlt auf ein Ziel hin tätig zu werden. In dieser strukturierten Erziehungssituation müssen die Angebote für Kommunikation (mit Menschen) und Interaktion (mit Gegenständen) einfach und eindeutig sein. Das methodische Vorgehen ist hier von einer empathischen Haltung getragen.
Nur so ist es möglich, von Situation zu Situation einzugreifen und dem Kind beim Überwinden seiner Ängste und Schwierigkeiten zu helfen.
Hat es durch eine ruhige und konsequente Führungshilfe die kritische Schwelle des Widerstandes überwunden, so entwickelt es Freude am Lernen. Es fühlt sich wohl und zufrieden. Der alte Widerstand lebt in zwei Situationen zunächst wieder auf: Völlig neuen Situationen und bei der Auseinandersetzung mit Lerninhalten, die
dem Kind noch schwierig erscheinen. Diese Methode des empathischen Herausholens aus der Isolation ermöglicht es auch der Erzieherin ein Verständnis dafür zu entwickeln, was das Kind beispielsweise mit der Bewegung, der Gestik oder dem Blick ausdrücken will. Und sie kann versuchen, das wahrgenommene Phänomen mit dem Wissen, das in der gemeinsamen Situation gewonnen wird, das Kind wenigstens in ersten Ansätzen zu verstehen. Die Erzieherin ist hier einem Menschen nahe, von dem man sagt, er sei ein „unheimlicher Fremdling“. Mit ihm teilt sie die gemeinsame Situation und sie kann diese im Hinblick auf die sich stets neu stellende Erziehungsaufgabe reflektieren.
5.3 TEACCH-Programm
In verschiedenen ganzheitlichen Förderprogrammen wird versucht, dem Grundbedürfnis des Kindes mit Autismus nach
- sensibler Kommunikation,
- verbindlicher Orientierung und
- eindeutiger Strukturierung der Lebens- und Lernsituation
zu entsprechen. Als grundlegende Ziele werden gesehen:
- Vermittlung eines Sinnzusammenhangs durch Kommunikation,
- Anbahnen und Wecken von Freude an der Kommunikation und
- Ermöglichen von Vertrauen in die eigene Kommunikationsfähigkeit.
Besonders das im US-Bundesstaat North-Carolina entwickelte, ganzheitliche Förderprogramm TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped CHildren) wird in Übungsprogrammen aufgenommen. Es beachtet die strukturierte Gestaltung des Alltags und die enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Es geht davon aus, dass beim Autismus eine grundlegende Beeinträchtigung der kommunikativen und sozialen Entwicklung
vorliegt. Dabei wird die Individualisierung der Hilfe in kommunikativen und interaktiven Situationen beachtet. Es handelt sich bei diesem Vorgehen, wie es zum Beispiel die Psychotherapeutin Sibylle Hartl pflegt, im Grunde um Spiel-Hilfen zum Erleben einfacher Zusammenhänge, die auf der Grundlage von guten Beziehungen erfolgen. Die Erzieherin kann mit dem Kind spielen und üben:
- Wo ist der Gegenstand?
- Wo bin ich jetzt?
- Was machst Du jetzt?
- Was machst Du dann?
- Was machst Du am Abend?
Der TEACCH-Ansatz will dem Kind positive und bedeutungsvolle Erfahrungen mit Menschen ermöglichen. Das positive Erleben und Verstehen sozialer Situationen bildet somit die Grundlage und Motivation für das soziale Lernen. Eingebettet in Situationen und Aktivitäten, die für die Betreffenden ansprechend, nachvollziehbar und bedeutungsvoll sind, werden dann bestimmte Umgangsformen und Verhaltensweisen hervorgelockt und geübt. Die Förderung in der Kindergruppe
läuft im Wesentlichen über das Spiel und die Gestaltung von ’natürlichen’ Situationen, die sich durch das Zusammentreffen mit anderen Menschen ergeben.
Da Kinder mit Autismus häufig Schwierigkeiten haben, etwas Gelerntes aus einer Situation auf eine andere zu übertragen, liegt das Hauptgewicht darauf, soziale Situationen beim Spiel oder in den Pausen so zu gestalten, dass sie Lern- und Übungsmöglichkeiten bieten. Dabei werden die Anforderungen auf das jeweilige Kind
abgestimmt. „Weiterhin setzen wir strukturierende Hilfen ein. Diese sind meist visueller Art. Sie dienen der Orientierung im Hinblick auf räumliche Zuordnung, zeitliche Abläufe und den Umgang mit Material. Durch sie werden unübersichtliche Situationen durchschaubar und die jeweiligen Anforderungen verständlicher. Beispiele für solche Hilfen sind Pläne, Uhren, visuelle Instruktionen und Gestaltung des Materials, eine übersichtliche Anordnung der Materialien, Markierungen
auf dem Boden oder eine klare Abgrenzung verschiedener Bereiche
im Raum“ (Häußler 2016, S. 46 ff.). Die angebotenen strukturierten Lern-Spiele können in Gruppen eingeteilt werden:
- Kooperative Partnerspiele
- Kooperative Gruppenspiele
- Spiele zum Abwechseln
- Teamspiele
- Kommunikationsspiele
6. Fazit für die Praxis
Pädagogisch-therapeutische Erfahrungen mit autistischen Kindern und die Autismus-Forschung lehren: Die Kinder bedürfen einer vertrauten, Halt gebenden Person. Ihre akzeptierende Haltung ermöglicht ihnen den Gegenständen, die sie mit ihrem Körper (Leib) erspüren, fühlen und wahrnehmen, sehen, hören und tasten,
einen Sinn zu geben.
Durch diese Begegnung mit der Welt der Lerngegenstände kommen sie aus den geschlossenen Handlungsräumen, in denen Rituale und Stereotypien dominieren, in gemeinsame sprachlich gestaltete Bedeutungsräume herein. Das Bemühen der Erzieherin besteht hier darin, dem Kind zu helfen, dass es seine Sinne in seinem
Leib zusammenbringen und diese zu einer sinnvollen Lebens- und Spielgestaltung verbinden kann.
Das lebendige und freudige Miteinander im zeitlich, räumlich und visuell strukturierten Erziehungsraum Kita bedarf einer „aktiven und einfühlsamen Aufmerksamkeit“ (Janert 2003, S. 215), die dem Kind mit Autismus hilft in die reale Welt einzutreten, andere Menschen und die Welt um es herum wahrzunehmen und zu entdecken.
Dabei ist die Strukturierung der Umwelt und die visuelle Verdeutlichung der Struktur von Raum, Zeit, Arbeitsorganisation und Material notwendig.
Diese Strukturierungshilfen sind individuell zu gestalten und immer wieder an die neuen Lernbedingungen anzupassen (Häußler 2016).
In der Begegnung mit dem autistischen Kind bewährt sich oft eine positive, aber nicht festgelegte Erwartungshaltung und das Bemühen, Handlungsimpulse des Kindes wahrzunehmen. Diese Offenheit bedarf als Gegengewicht eines klar strukturierten Erziehungsraums, den die Erzieherin zusammen mit den Eltern zu verantworten hat. Geteilte Verantwortung ist erst die ganze Verantwortung!
Pädagogisch-therapeutische Erfahrungen mit autistischen Kindern und die Autismus-Forschung lehren: Die Kinder bedürfen einer vertrauten, Halt gebenden Person. Ihre akzeptierende Haltung ermöglicht ihnen den Gegenständen, die sie mit ihrem Körper (Leib) erspüren, fühlen und wahrnehmen, sehen, hören und tasten,
einen Sinn zu geben.
Durch diese Begegnung mit der Welt der Lerngegenstände kommen sie aus den geschlossenen Handlungsräumen, in denen Rituale und Stereotypien dominieren, in gemeinsame sprachlich gestaltete Bedeutungsräume herein. Das Bemühen der Erzieherin besteht hier darin, dem Kind zu helfen, dass es seine Sinne in seinem
Leib zusammenbringen und diese zu einer sinnvollen Lebens- und Spielgestaltung verbinden kann.
Das lebendige und freudige Miteinander im zeitlich, räumlich und visuell strukturierten Erziehungsraum Kita bedarf einer „aktiven und einfühlsamen Aufmerksamkeit“ (Janert 2003, S. 215), die dem Kind mit Autismus hilft in die reale Welt einzutreten, andere Menschen und die Welt um es herum wahrzunehmen und zu entdecken.
Dabei ist die Strukturierung der Umwelt und die visuelle Verdeutlichung der Struktur von Raum, Zeit, Arbeitsorganisation und Material notwendig.
Diese Strukturierungshilfen sind individuell zu gestalten und immer wieder an die neuen Lernbedingungen anzupassen (Häußler 2016).
In der Begegnung mit dem autistischen Kind bewährt sich oft eine positive, aber nicht festgelegte Erwartungshaltung und das Bemühen, Handlungsimpulse des Kindes wahrzunehmen. Diese Offenheit bedarf als Gegengewicht eines klar strukturierten Erziehungsraums, den die Erzieherin zusammen mit den Eltern zu verantworten hat. Geteilte Verantwortung ist erst die ganze Verantwortung!
Ihr Autor:
Prof. Dr. Ferdinand Klein ist Erzieher, Heilpädagoge, Logotherapeut und Universitätsprofessor. Er lernt bis heute von Kindern mit Autismus.
Prof. Dr. Ferdinand Klein ist Erzieher, Heilpädagoge, Logotherapeut und Universitätsprofessor. Er lernt bis heute von Kindern mit Autismus.