Es gibt gewiss viele Gründe, Ernst Tugendhat ein Autorenheft zu widmen. Tugendhat ist ein Generalist: Er philosophierte u. a. prominent zu fast allen wichtigen Themen, die auch Gegenstand des Philosophie- und Ethikunterrichts sind: zur Moraltheorie, zu Gerechtigkeit und Menschenrechten, zu Krieg und Frieden, zum Freiheitsdiskurs, zur Anthropologie, zu Logik und Semantik, zu Religion und Religionskritik; zu Sterben und Tod. Tugendhat schreibt pointiert, wohltuend unprätentiös, sehr selbstkritisch und zugleich in einem Duktus und Stil, der viele seiner Texte auch für Schülerinnen und Schüler relativ leicht verständlich macht – kein Zufall also, dass Textauschnitte aus Tugendhats Werken sich auch regelmäßig in Schulbüchern für den Philosophie- und Ethikunterricht finden. Die Unterrichtseinheiten des Hefts orientieren sich an den für den Philosophie- und Ethikunterricht bedeutsamen Themen der Philosophie Tugendhats: seinem viel beachteten und unorthodoxen Verständnis von Moralbegründung, das nach seiner Überzeugung nicht nur die normative Frage nach der Begründetheit der moralischen Sollensforderung, sondern ebenso die Frage nach der subjektiven Motivation für moralisches Handeln zu beantworten hat. Es folgen UE zu Tugendhats egalitaristischem Konzept von Gerechtigkeit und zu seinem kompatibilistischen Verständnis von Willensfreiheit. Zusammen sind das die Themen, die den harten Kern jedes elaborierten Ethikunterrichts ausmachen, und Tugendhats Positionen dazu gelten vielen, als hochgradig plausibel und wegweisend.