Schülerinnen und Schülern sind Situationen bekannt, in denen es darum geht, offen die Wahrheit auszusprechen oder sie zu ver-heimlichen oder in denen sie selbst gelogen haben oder von ande-ren belogen wurden. Durchaus geläufig sind ihnen auch Situatio-nen, in denen sie, um Sanktionen ihrer Mitmenschen zu entgehen, aus „Not“ die Unwahrheit gesagt haben. Häufig haben sie solche akuten lebensweltlichen Erfahrungen in ihren Voraussetzungen, gegenständlichen Bezügen und möglichen Konsequenzen noch nicht begrifflich durchdrungen, und es fehlen ihnen geeignete Kriterien zur moralischen Bewertung. Das Heft bietet anregende didaktische Orte, mit ihnen über Wahrhaftigkeit und Lüge ins Gespräch zu kommen. Hier öffnet sich den Lernenden ein weites Feld ethischer Fragen: Was ist eine Lüge? Welche Merkmale kennzeichnen sie? In welchen Erscheinungsformen begegnet man ihr im Alltag? Was unterscheidet sie vom Irrtum? Worin liegt das Unrecht einer Lüge? Wie wirkt sie sich im zwi-schenmenschlichen Leben aus? Ist die Lüge als eine unwahre mit dem Willen zur Täuschung vorgebrachte Aussage in moralischer Hinsicht kategorisch zu verurteilen oder lässt sie sich in manchen Fällen auch als Ausnahme rechtfertigen? Wann ist die Lüge sogar erlaubt, gar geboten? Handelt es ich bei ihr um einen Missbrauch von Sprache oder äquivalenten Zeichensystem?