„Ich habe allmählich das Gefühl, dass wir darüber verhandeln, wer leben und wer sterben soll.“ Dieses Zitat von Mary Ann Lucille Sering, Chefin der philippinischen Climate Change Commission, zeigt drastisch sowohl die (normativen) Implikationen als auch die Auswirkungen des Klimawandels. Der Klimawandel ist kein unabänderliches Naturphänomen, er ist menschengemacht und erfordert somit immer auch Handlungs- und Zielorientierung; das einstmals funktionierende und ausbalancierte Ökosystem der Erde bringen anthropozentrisch geprägte Lebensstile und eine wachstumsorientierte Ökonomie aus dem Gleichgewicht. Die Auswirkungen sind unbestritten: Neben dem Anstieg des Meeresspiegels, zunehmenden Wetterextremen und zunehmendem Wassermangel, neben dramatischen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, auf die Landwirtschaft und auf die Ernährung, werden auch Krankheiten zunehmen, und die Zahl der Klimaflüchtlinge wird ansteigen. Die Beschäftigung mit dem Klimawandel hat die Sphäre des Persönlichen längst überschritten. Zwar mag es immer noch Menschen geben, die dem Klimawandel etwas Gutes abgewinnen können; sei es aus Zynismus, Arroganz, aus Unwissenheit oder auch aus politischem Kalkül. Nicht zuletzt ist es Greta Thunberg, dem „Popstar junger (und auch älterer) Klimaschützer“, zu verdanken, dass das Thema zu einem hohen Stellenwert in der Öffentlichkeit und in der Politik gelangt ist; sie fungiert teils als Vorbild für Schülerinnen und Schüler, teils als personifiziertes schlechtes Gewissen, Anklägerin und Mahnerin an die Weltgemeinschaft, sich nicht in ausreichendem oder auch nur zufriedenstellendem Maße mit dem wohl drängendstem aller Probleme zu beschäftigen. Dass eine klimaethische Auseinandersetzung bereits die Sphäre des Politischen durchdrungen hat, zeigt die damit einhergehende Ideologisierung des Problems: Dies wird exemplarisch dann deutlich, wenn etwa öffentlich über die Einfärbung der Wetterkarte in den „Tagesthemen“ diskutiert werden muss. Das Heft widmet sich den aktuellen Erscheinungen und auch Begleiterscheinungen der durch den Klimawandel betroffenen Bereiche menschlichen Handelns. Es geht von einem für alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig von der Altersstufe – konzipierten Beitrag aus und bietet in unterschiedlichen Herangehensweisen Diskussionen um die Frage nach einem inhärenten Wert der Natur. Besonders für die jüngeren Schülerinnen und Schüler beschreibt ein Beitrag das Phänomen des Bienen- und Artensterbens und ordnet es in einen ethischen Kontext ein; zwei weitere Beiträge beschäftigen sich mit dem Spannungsfeld der Ökonomie und der Ökologie und der unternehmerischen Strategie des Greenwashings. Eine weitere Unterrichtseinheit thematisiert die konkreten Handlungsoptionen, die Schülerinnen und Schüler entwickeln, um den Kampf gegen den Klimawandel aktiv mitzugestalten. Zwei Beiträge sind speziell für die Oberstufe entwickelt; der erste diskutiert den bevölkerungspolitischen Antinatalismus als mögliche Lösungsstrategie gegen den Klimawandel – der zweite beurteilt die Tragfähigkeit von gezielten Eingriffen in die Natur mittels geoengineering.