Freiheit, die der Bundespräsident jüngst als den zentralen Wert der Demokratie schlechthin bezeichnet hat, zieht sich als Begriff durch alle Dimensionen des philosophischen Denkens, da er für alle Teilbereiche der Philosophie bedeutsam ist. Man kann sogar soweit gehen zu sagen, dass der Freiheitsbegriff der beste Beleg dafür ist, dass die Untergliederung der philosophischen Dimensionen im Sinne der vier kantischen Fragen, wie wir sie auch in Kernlehrplänen und anderen Organisationshilfen wiederfinden, bei der Untersuchung der zentralen Gegenstände der Philosophie letztlich zu einer holistischen Perspektive zurückverbunden werden muss. Der anthropologische Diskurs ist dabei heute von dem erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen nicht zu trennen, da die klassische Frage nach den Voraussetzungen von Handlungs- und Willensfreiheit kaum mehr von den neueren Erkenntnissen der Hirnforschung abzukoppeln ist. Die Implikationen dieser Erkenntnisse auf ethische Kategorien wie Verantwortung oder Schuld gehen aus diesem Zusammenhang unmittelbar hervor. Die ethischen Kategorien wiederum, die von unserer Vorstellung von Freiheit abhängig sind, haben ihrerseits direkte Auswirkungen auf die rechts- und damit staatsphilosophische Dimension des Freiheitsdiskurses. Kurzum: Freiheit mutet uns eine ganzheitliche philosophische Betrachtung zu. Richtet man den Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen unserer Zeit und vergleicht sie mit anderen historischen Epochen, so lässt sich unvermeidlich feststellen, dass das Eintreten für und die Verwirklichung von Freiheit gewissen „Konjunkturschwankungen“ unterliegen, die nicht zwangsläufig mit den konjunkturellen Zyklen im ökonomischen Sinn einhergehen müssen. Der teils von berechtigten und teils von unberechtigten Ängsten unterschiedlicher Art getriebene Rückzug in die vermeintlich sichere Schonhaltung der eigenen Unmündigkeit macht es den neuen und alten Kandidaten in Gestalt von Nachwuchsdespoten, Protektionisten und Welterklärern allzu leicht, sich zu neuen Vormündern aufzuschwingen und den anderen die Zumutungen des Selberdenkens abermals abzunehmen. Die Unterrichtseinheiten des Heftes zielen auf die Aufgabe, Schülerinnen und Schüler durch die verschiedenen philosophischen Dimensionen hindurch mit den relevanten Fragen um Freiheit und Sicherheit zu konfrontieren, die sich auch auf ihre verschiedenen Lebensbereiche auswirken. Wie frei ist der Mensch als ein Wesen, das in Kultur, Gesellschaft, aber auch Natur eingebunden ist? Wie viel Sicherheit brauche ich, um persönliche Freiheiten verwirklichen zu können? Ist meine Identität in Gefahr, wenn ich nicht der Souverän meiner Daten bin? In welchem Verhältnis sollte ökonomische Freiheit und soziale Sicherheit stehen? Wird die Freiheit mit wachsender Sicherheit aufgefressen?