Hobmair-Pädagogik feiert 30-jähriges Jubiläum!

Herr Hobmair, Ihr Titel  „Pädagogik“ feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Was zeichnet ihn besonders aus, dass er bereits seit so vielen Jahren erfolgreich auf dem Markt ist?

Herr Hobmair: „Das ist zum einen der didaktisch gut durchdachte Aufbau des Buches. Zum anderen ist es die klare, fundierte, vor allem umfassende und gut strukturierte Darstellung der Inhalte, die die Anziehungskraft des Buches ausmacht. Bei den meisten Schulbüchern sind trotz guter Aufmachung die Ausführungen wenig fundiert und verkürzt, sodass Zusammenhänge unklar bleiben und das Verstehen der Inhalte schwierig ist. Das wollten wir vermeiden. Wir haben eine Sprache gewählt, die jeder verstehen kann ohne dabei 'unwissenschaftlich' zu sein.“

Wie sind Sie zum Schreiben von pädagogischen Fachbüchern gelangt?

Herr Hobmair: „Mehrere Verlage fragten schon 1985 an, ob ich bereit wäre, ein Pädagogik- und Psychologiebuch für die Fachoberschulen zu schreiben. Nach anfänglicher Ablehnung sagte ich 1986 dem damaligen Stam-Verlag zu, da mich eine Herausgabe von solchen Büchern doch reizte. Ich suchte mir ein Autorenteam, sodass die Arbeit 1987 beginnen konnte. Und da die Lehrpläne in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich sind, kam 1989 ein Standardwerk heraus, das insgesamt eine grundlegende und umfassende Einführung in die Pädagogik gibt. Dasselbe gilt natürlich auch für die Psychologie und die Soziologie. Die einzelnen Bundesländer haben zum Teil sehr verschiedene Lehrpläne, so dass jedes Bundesland ein eigenes Buch bräuchte. Das ist uns zum Teil gelungen. Auch Österreich und die Schweiz haben ihr eigenes „Hobmair-Buch"."

Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus?

Herr Hobmair: „Bis zu meinem Diplomabschluss 1975 war ich als Heimerzieher tätig, seitdem bin ich an der Fach- und Berufsoberschule Ingolstadt als Lehrer für die Fächer Pädagogik und Psychologie – früher noch Soziologie – tätig. 1984 wurde ich Seminarlehrer, um Studienreferendare/-innen für Pädagogik und Psychologie auszubilden und für den Schuldienst vorzubereiten. Gerade in dieser Funktion konnte ich vermehrt Erfahrung über den fachgerechten Aufbau und die qualifizierte Gestaltung von Unterrichtsstunden sammeln. 1994 wurde ich Fachmitarbeiter des  Ministerialbeauftragten an Fach- und Berufsoberschulen in Ostbayern für Pädagogik/Psychologie und war neben dem Unterrichten in der Schulaufsicht tätig. Hier konnte ich einen guten Einblick darüber gewinnen, worum es in der Sekundarstufe II in Pädagogik und Psychologie geht und konnte die Qualitätskriterien dieser beiden Fächer maßgeblich mitprägen.“

   
Wie haben sich die Anforderungen an Pädagogik-Titel im Verlauf der Zeit verändert?

Herr Hobmair: „Als unser Pädagogikbuch zum ersten Mal erschien, gab es kaum geeignete pädagogische Literatur für allgemein- und berufsbildende Schulen „unterhalb" der Hochschule. Doch die Konkurrenz schlief nicht und die Anforderungen an ein „gutes" Buch stiegen. Es ist heute auch nicht mehr möglich, ein Standardwerk zu schaffen, welches für die nächsten 10 bis 20 Jahre gilt. Erkenntnisse in Pädagogik und Psychologie nehmen rasant zu, die in einem aktuellen Klassiker immer wieder berücksichtigt werden müssen und in unseren Büchern auch aufgenommen werden. Es entstehen zudem immer wieder neue Begriffe, die in Neuauflagen bewerkstelligt werden müssen.“

Wie wird sich der Markt, Ihrer Einschätzung nach, in den nächsten Jahren entwickeln?

Herr Hobmair:  „Ich denke, der Markt in Pädagogik und Psychologie wird sich weiter positiv entwickeln: So wird Erziehung zukünftig verstärkt außer Haus stattfinden, beispielsweise in Kindertagesstätten oder Ganztagsschulen. Das bedeutet mehr professionelles Personal in Erziehungseinrichtungen und damit geeignete Bücher für dessen Ausbildung. Andererseits nehmen in unserer Gesellschaft psychische Probleme und Störungen zu, sodass auch hier zweckdienliche Literatur für zukünftige (Heil-)Pädagogen und Psychologen notwendig sein wird. Zudem sind viele andere Wissenschaften auf Erkenntnisse insbesondere der Psychologie angewiesen. Wirtschaft zum Beispiel  hat sehr viel mit Psychologie zu tun. Psychologie ist eine Schlüsselwissenschaft, die in den meisten anderen Wissenschaften eine ausschlaggebende Rolle spielt. Und das wird sich sicher auch auf den Markt auswirken.“

Wie sehen Ihre Pläne aus?

Herr Hobmair: „Ich werde mich in meiner Pension neben Reisen und anderen Hobbys verstärkt dem „Hobmair–Programm“ widmen. Das Hobmair-Programm ist inzwischen sehr umfangreich geworden, so dass das Team und ich alleine mit Aktualisierungen der bisherigen Lehrwerke viel zu tun haben und ausgelastet sind. Lehrkräfte und Schüler/-innen wollen ja ein aktuelles Buch haben. Was mich immer noch besonders reizen würde, ist ein etwas "anderer Nachfolger" des UTB-Taschenbuches "Individualpsychologie, Erziehung und Gesellschaft" - ein neues Buch, das die Aktualität der Individualpsychologie Alfred Adlers in der heutigen Zeit darlegt. Keine Richtung in der Psychologie besitzt nämlich eine so hohe Bedeutung für die Gegenwart wie die Individualpsychologie, die zu Unrecht in Vergessenheit gerät, der Mensch aber mehr aus ihren Quellen schöpft, ohne dass er sich dessen bewusst ist.  

Wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit als Autor vor und was gefällt Ihnen daran am meisten?

Herr Hobmair: „Zu allererst setzen wir uns zusammen und versuchen, die Kompetenzbereiche und die Inhalte in Kapitel „umzusetzen". Wir teilen dann die Kapitel im Team auf, jede Autorin/jeder Autor hat ihren/seinen Schwerpunkt. Ich erstelle einen Plan mit Abgabeterminen, da ich die einzelnen Kapitel „synchronisieren" und Querverbindungen und Hinweise einbringen muss. Dann geht das gesamte Manuskript an den Verlag, der sich kurze Zeit später mit Rückfragen zum Inhalt an mich wendet. Es dauert dann etwa ein halbes Jahr, bis ich das Manuskript in Druckvorlage erhalte, um mögliche Fehler, die sich eingeschlichen haben, zu korrigieren. Dann ist die Arbeit des Teams beendet und wir warten gespannt, bis das Buch vorliegt.

Was mir am meisten daran gefällt, kann ich so gar nicht sagen, da mir die ganze Arbeit Spaß macht. Am schönsten ist aber, dass der größte Teil unserer Bücher, insbesondere die Klassiker, gut angenommen wird."

Gibt es besondere Anregungen/Tipps, die Sie den Studierenden von heute auf ihren beruflichen Weg mitgeben möchten?

Herr Hobmair: „Oft meinen Schüler/-innen und Studentinnen/Studenten, Pädagogik und Psychologie seien mehr oder weniger „reine Lernfächer" und sie bräuchten das Buch nur lesen wie einen Roman und dann annehmen, sie würden den Stoff beherrschen. Aber dem ist nicht so. Gefordert werden Anwendung, Transfer, Herstellen von Zusammenhängen, eindeutige, differenzierte, fundierte und umfassende Darstellung und dgl.. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Studentinnen und Studenten sowie die Schüler/-innen die einzelnen Abschnitte bzw. Kapitel aktiv durcharbeiten, über das Gelesene nachdenken und sich mit dem Stoff auseinandersetzen.

Ich habe an die Leser/-innen noch einen Wunsch: Wenn Ihnen am Buch etwas nicht gefällt, dann kritisieren Sie bitte nicht irgendwo, sondern teilen Sie uns das mit. Dafür sind wir sehr dankbar. Viele Ungereimtheiten haben wir auf diese Weise schon verbessern können.  

Vielen Dank für das Interview!

Interview mit dem renommierten Autor Hermann Hobmair anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des im Bildungsverlag EINS erschienenen Buches „Pädagogik".

(© Gruppenfoto des Hobmair-Teams: Alex Pusch Fotografie, November 2019)

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