PASSWORT LUPE und der Grundwortschatz
Die einzelnen GWS der Bundesländer unterscheiden sich zwar in ihrer Struktur, ihren Begrifflichkeiten und der Anzahl der Wörter, haben aber alle das gleiche Ziel: ein strukturierter Rechtschreibunterricht, der den Kindern ermöglicht, die Struktu-ren unserer Sprache kennenzulernen, im Idealfall selbst zu entdecken und damit zu Rechtschreibsicherheit auch in ihren eigenen Texten zu gelangen.
Im GWS von Baden-Württemberg befinden sich zum Beispiel in der Kategorie Regelgeleitete Schreibungen Wörter, die mit Blick auf ihre sprachliche Struktur ausgewählt und geordnet sind. Diese Wörter sind geeignetes Wortmaterial für den Rechtschreibunterricht, um Rechtschreibphänomene zu erarbeiten und zu üben und werden Modellwörter genannt. Modellwörter sind Wörter, deren Schreibweise durch Rechtschreibstrategien und Rechtschreibwissen erschlossen werden können. Man bezeichnet Modellwörter als „eindeutiges Wortmaterial“, das wir für ein strukturiertes und zielorientiertes Vorgehen im Rechtschreibunterricht unbe-dingt brauchen. „Eindeutig“ sind diese Wörter, weil sie beispielhaft für ein sprachliches Phänomen sind und keine weiteren sprachlichen Besonderheiten aufwei-sen. Genau auf diese Modellwörter greifen wir in PASSWORT Lupe zurück, wenn wir ein Rechtschreibphänomen mit den Kindern erarbeiten, um es dann mit „eindeutigem Wortmaterial“ auch zu üben. (Daneben stehen die Merkwörter, deren Schreibweise ich mir nicht erschließen kann, die ich also auswendig lernen muss.)
Es ist uns bei PASSWORT LUPE sehr wichtig, Kinder beim Untersuchen von Sprache nicht mit Wörtern zu verwirren, die nicht sorgfältig ausgewählt sind. Mein liebstes Beispiel ist das Wort Kamel. Auf den ersten Blick ist Kamel ein einfach zu schreibendes lautgetreues Wort. Und natürlich dürfen die Kinder Kamel schrei-ben und lesen. Aber es ist eben kein beispielhaftes Wort für die deutsche Sprache (also kein trochäischer Zweisilber), weil es auf der zweiten Silbe betont wird und das e langgesprochen wird. Deshalb hat es in Übungen zum Schwa-e nichts zu suchen. Für uns erfahrene Rechtschreiber ist das eine vernachlässigbare Kleinigkeit. Wenn ich aber Kindern erkläre, dass in der zweiten Silbe eines Wortes meist ein e steckt (das Schwa-e), wenn ich keinen Vokal höre, dann kann das Kamel im Wortmaterial der Übungen für dieses Rechtschreibphänomen leicht für Verwir-rung bei den Kindern sorgen.
Wenn Kinder nun mit „sauberem“ Wortmaterial ein Rechtschreibphänomen erarbeitet und verinnerlicht haben (implizites Lernen), können sie nach neuen wis-senschaftlichen Erkenntnissen auch unbekannte Wörter richtig schreiben, zum Beispiel:
Konsonantenverdopplung: Kurzer Vokal in der ersten Silbe, ich höre nur einen Konsonanten, also verdoppele ich ihn. Wenn ich diese Strategie für einige Wörter anwenden kann, kann ich es auch auf andere Wörter übertragen.
Stammkonstanz/Wortstammprinzip: Ich greife auf den Wortstamm eines Wortes zurück, um seine Schreibweise daran abzulesen; Wortbausteine schreibe ich immer gleich.
Der GWS bietet genau dazu passendes Wortmaterial an. Im PASSWORT LUPE Sprachbuch haben wir es für die Erarbeitung und das Üben der verschiedenen Rechtschreibphänomene genutzt.
Der GWS ist also nicht als Wörterliste zu sehen, die es abzuarbeiten gilt, indem Kinder nach und nach anhand von (thematischen) Lernwörterlisten die Schreibweise von Wörtern auswendig lernen. Diese Vorgehensweise lässt Kinder denken, dass Rechtschreibung unsystematisch ist und dass alle Wörter auswendig gelernt werden müssen. In PASSWORT LUPE haben wir deshalb auf ausgewiesene Lernwörterlisten verzichtet.
Es ist auch nicht notwendig, dass alle Modellwörter aller GWS in den Übungsma-terialien vorkommen. Wichtig ist, dass eindeutiges Wortmaterial ausgewählt wurde, um Kinder systematisch an die Strukturen unserer Sprache heranzuführen. Und das bieten uns die GWS für die Erstellung unserer Aufgaben im Rechtschreibunterricht an.
Zum Schluss noch eine Einordnung für die Wörterschatzkisten, die sich im Sprachbuch PASSWORT LUPE auf den Seiten Texte verfassen befinden. Sie lassen sich natürlich gut für Rechtschreibübungen nutzen, zum Beispiel:
- Welche Schreibweisen kannst du schon erklären?
- Welche Wörter weisen das gleiche Rechtschreibphänomen auf?
- Welche Wörter sind Merkwörter?
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