„Ich bin fertig!“
Marie-Claire & Sarina / 27.01.2022


Hallo liebe LUPE-Freunde und -Freundinnen,

wir hoffen, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen und hattet tolle Ferien. Heute geht es um ein sehr wichtiges Thema, dem man gefühlt eigentlich nie gerecht wird: FÖRDERN und FORDERN.

Vielleicht geht es euch da ähnlich, aber nach einer Stunde bin ich nie zufrieden und kann sagen: Heute bin ich allen Kindern total gerecht geworden. Natürlich fehlt dazu auch einfach die Zeit. Also versuche ich, meine Vorbereitung so zu planen, dass ich zumindest alle Kinder durch das Material unterstütze oder fordere und das Ganze möglichst motivierend. PASSWORT LUPE bietet dazu viele Möglichkeiten und Materialien, die uns das ermöglichen, egal ob man offen oder eher geschlossen arbeitet. Aber wie kann ich meinen Unterricht mit PASSWORT LUPE gestalten, damit jedes Kind auf seinem Sprachniveau, seinem Leistungsstand und seinen Bedürfnissen entsprechend lernen kann?

Ich gehe bei meiner Vorbereitung verschiedene Kriterien für die Differenzierung durch und frage mich, welche Differenzierungsmaßnahmen sinnvoll an dieser Stelle sind. Das kann manchmal durch Quantität oder Qualität des Materials erreicht werden. Manchmal macht die Arbeit mit einem Partnerkind oder in Kleingruppen besonders viel Sinn. An anderer Stelle ist es effektiver, die Kinder arbeiten allein und selbstständig an den Aufgaben. Immer wieder kann man fächerübergreifendes Lernen einbauen und Interessen der Kinder mit den Lerninhalten verknüpfen.

Grundlegend schätze ich an PASSWORT LUPE die klare Struktur. Gerade im ersten Schuljahr sollten neue Aufgabenformate nicht ständig gewechselt werden, sodass die Kinder möglichst selbstständig arbeiten können. Um die Kinder in dieser Struktur wiederum zu fördern und zu fordern, nutze ich die binnendifferenzierten Aufgaben. Diese ermöglichen es den Kindern, quasi an einer Kompetenz, aber mit unterschiedlichen Anforderungen, zu arbeiten. Die Kinder können dabei selbst entscheiden, wie sie die Aufgabe bearbeiten. Die Klappe vorne erläutert dazu, wie welche Aufgabe differenziert wird. Zudem schaue ich auch gern in die Kommentare zu den Einzelseiten im Kommentar für Lehrkräfte. Dort finde ich oft hilfreiche Förder- und Forderhinweise.
         PASSWORT LUPE Arbeitsheft 1 | Seite 82 & Umschlagklappe
Außerdem baue ich gern Tagespläne bei der Erarbeitung eines Buchstabens ein. Dazu eignet sich das Material (Arbeitsheft, Kopiervorlagen und TEAM LUPE ERMITTELT-Hefte) sehr gut und die Kinder können selbstständig daran arbeiten. Dabei biete ich den Kindern Tagespläne mit unterschiedlichem Niveau an, die die Anforderungsbereiche der Aufgaben beispielsweise aufgreifen, aber auch quantitativ in Pflicht- und Sternchenaufgaben differenziert sind. Die Kinder arbeiten dabei in „Teams“ (z. B. Team Elsa, Team Paul …). Die Identifikationsfiguren variieren dabei jedes Mal.
Bildmaterial privat
 Bildmaterial privat
Wenn die Kinder mit etwas fertig sind, können sie sich oftmals in die Freiarbeit begeben. Die Materialien beinhalten beispielsweise gewisse Aufgaben in den TLE-Heften oder auch Wörter zu einem Buchstaben stempeln, Satzstreifen lesen oder auch auf die Schreibkarte abschreiben. 
Zum Abschluss eines Buchstabens/Lautes lese ich immer gemeinsam mit den Kindern in der Fibel. Die Fibeldoppelseiten sind dreifachdifferenziert. Auch hier habe ich also die Möglichkeit, den Kindern qualitativ gerecht zu werden.
Die Vorentlastung und den Text auf Lesestufe 1 bearbeiten wir immer gemeinsam. Das Bildmaterial liefert zudem immer Gesprächsanlässe (Sprechen und Zuhören, Wortschatzerweiterung) und kann so gut mit dem Lesen kombiniert werden. Meine starken Leserinnen und Leser gehen dann weiter zum Text auf Lesestufe 2. Mit den Anderen lese ich den Text auf Lesestufe 1 nochmals und bespreche ihn noch stärker inhaltlich. Die fitten Leserinnen und Leser lesen den Text auf Lesestufe 2 dann vor. So bleibt er den schwächeren Lesern nicht verwehrt und wir können die Fragen zum Text alle gemeinsam beantworten. Während ein Teil der Kinder dann im Arbeitsheft startet, lesen die starken Leserinnen und Leser noch die Randspalte. Zudem fordere ich dabei gern auch digital. Die lesestarken Kinder sprechen den Lesetext auf dem iPad ein und trainieren dabei die Leseflüssigkeit. So können wir uns die eingesprochenen Texte auch anhören, was die Kinder natürlich sehr stolz macht. Auch die Kinder mit Leseschwierigkeiten unterstütze ich gern digital. Sie sprechen Wörter und kleine Sätze auf ihrem Leseniveau ein. Daraus kann man auch super kleine Hördiktate machen. Die Kinder können sich das Gelesene anhören und dazu malen oder die Wörter/Sätze schreiben. Das bietet sich auch super für die Freiarbeit an. Wo wir gerade beim digitalen Arbeiten sind … Ich nutze sehr oft die digitalen Tafelmaterialien aus der BiBox. Entweder bereite ich ein Tafelbild für einzelne Kinder oder eine kleine Gruppe vor oder wir gestalten es gemeinsam. Beispielsweise zum Erhören von kurzen und langen Vokalen. Da haben viele Kinder noch Schwierigkeiten. Wenn wir dann etwas Spielraum haben, baue ich gern solche Übungen ein. Das dauert nicht ewig und wiederholt das Gelernte immer wieder an neuem Wortmaterial.
BiBox PASSWORT LUPE Fibel | Digitales Tafelbild 
„Ich bin fertig“ und „Was soll ich jetzt machen?“
Abgesehen von den umfassenden Möglichkeiten, die PASSWORT LUPE bietet, um Kinder zu fördern und zu fordern, möchte euch Sarina noch einige ergänzende Ideen vorstellen, die völlig unabhängig davon genutzt werden können. Sie berichtet nun aus Ihrer Perspektive: Ich glaube jede Lehrkraft erlebt es, dass die Kinder irgendwann in der Stunde vor einem stehen und die Worte „Ich bin fertig“ und „Was soll ich jetzt machen?“ aussprechen. Zuallererst bin ich kein Fan davon, eine ellenlange Kinderschlange vor dem Pult stehen zu haben, die alle mit ihren Arbeitsheften darauf warten, dass ich einen Haken darunter setze. Darum ist das Konzept der Haltestelle zur partnerschaftlichen Selbstkontrolle in meinem Unterricht fest implementiert (Marie-Claire hat in einem früheren Blogbeitrag ausführlich darüber berichtet). Das bedeutet also, die Kinder kommen nicht zu mir, um ihre Aufgaben kontrollieren zu lassen, sondern sie treffen sich mit einem anderen Kind und kontrollieren. Dies bedeutet schon sehr viel Entlastung für mich, sodass ich Zeit habe, gezielt Kindern, die Unterstützung brauchen, zu helfen. Zudem plane ich in jeder Stunde Sternchenaufgaben ein. Diese Aufgaben bearbeiten die Kinder, sobald sie mit der „Pflichtaufgabe“ fertig sind und diese an der Haltestelle kontrolliert haben. Die jeweilige Sternchenaufgabe der Stunde visualisiere ich mit Hilfe von Symbolen oder Abkürzungen an der Tafel, sodass auch hier die Frage „Was soll ich jetzt machen?“ niemals gestellt werden muss.

Ganz konkret bedeutet dies, dass ich ein Schild mit einem Sternchen mittels Magnet an die Tafel hänge und unter dem Stern die jeweilige Aufgabe anschreibe oder anhänge. Das kann zum Beispiel ein zusätzliches Arbeitsblatt sein, eine Seite in einem Arbeitsheft, ein Zusatzheft usw. Außerdem teile ich die Sternchenaufgaben gerne in qualitative und quantitative Differenzierung.

Ich kennzeichne dies durch passende Symbole und die Kinder suchen sich aus, wo sie weiterarbeiten wollen. Die qualitativ differenzierte Sternchenaufgabe stellt bei mir dabei immer einen höheren Anspruch dar. Es handelt sich also immer um etwas, bei dem Wissen übertragen oder geknobelt werden muss. Bei der quantitativen Differenzierung geht es nur um Wiederholung.
Abgesehen davon führe ich gerne das Konzept des „Tischbuchs“ in meiner Klasse ein. Das Prinzip ist einfach wie genial. Die Kinder haben permanent ein beliebiges Buch, ausgewählt nach eigenem Interesse und Leistungsvermögen, unter dem Tisch liegen. Immer wenn sich kurze Phasen ergeben, in denen es sich zum Beispiel nicht lohnt, eine weitere Aufgabe zu beginnen oder auch für den Fall, dass eine Sternchenaufgabe nicht ausreichend für die Stunde war, sollen die Kinder in ihrem Tischbuch lesen. Übrigens ist das auch eine super Option für die Beschäftigung, nachdem ein Test abgegeben wurde. Die Kinder, die als erstes abgeben, lesen in ihrem Tischbuch und sind so auf einfachste Weise beschäftigt und still, bis alle Kinder soweit sind. Durch die Planung ausreichender Differenzierungsmaßnahmen entsteht ein Unterricht ohne Unruhen und mit effektiv genutzter Lernzeit.

Wir hoffen, unsere Ausführungen und Ideen konnten euch ein paar Einblicke in die Möglichkeiten zur Differenzierung mit und ohne PASSWORT LUPE geben.


Alles Liebe
Marie-Claire und Sarina