Solange man in den Herzen der anderen lebt ... -
Rituelle Erinnerungskultur
Beitrag aus Philosophie & Ethik in der Grundschule - Ausgabe 4/2021 (Dezember)
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Produktnummer | OD200049000063 |
Schulform | Kindergarten/ |
Schulfach | Ethik, Philosophie |
Klassenstufe | 3. Schuljahr bis 4. Schuljahr |
Seiten | 9 |
Erschienen am | 21.12.2021 |
Dateigröße | 251,8 kB |
Dateiformat | PDF-Dokument |
Autoren/ | Prof. Dr. Eva Marsal, Prof. Dr. Takara Dobashi |
Schlagworte | Ritus, Erinnerung, kultureller Zusammenhang |
Der Tod stellt die absolute unumkehrbare Zäsur dar. Er reißt den lebendigen Gesprächsfaden auseinander. Alles das, was bis dahin ungesagt war, bleibt ungesagt, alles, was bis dahin ungeklärt war, bleibt ungeklärt. Aber der eine Pol des Gesprächs, das eine Ende des Gesprächsfaden ist ja noch lebendig, d. h. das Unerledigte noch virulent. Das, was also normalerweise zum anderen hinüberfließen würde, an liebevollen Worten, an fragenden Worten, an kritischen oder sogar anklagenden Worten, gelangt lediglich bis zum zersplitterten Riss des Gesprächsfadens und fließt wieder zurück. Die aufgestauten Gefühle, Wut, Trauer, Liebe, die unausgesprochenen und bis in alle Ewigkeit unaussprechbaren Worte für den toten Menschen entfalten ein unkontrolliertes Dasein. Für solche Widerfahrnisse haben die einzelnen Kulturen Riten entwickelt, die den Umgang mit dem Numinosen, dem Unfassbaren erleichtern und die Erlebniswelt steuern. Der Ritus hat u. a. eine individual- und gemeinschaftsstiftende Funktion, bindet die Verarbeitung der Phänomene in einen kulturellen Zusammenhang ein und hat damit eine Entlastungsfunktion.