Seit jeher erfahren die Menschen die Zeit als ein Phänomen, welches ihr Leben nicht nur als Individuum, sondern auch als Gattung oder als Menschheit bestimmt. Zeit wird in ihrer Bedeutung zwar verschieden interpretiert, aber immer als grundlegend eingeschätzt. Existieren ist immer schon zeitlich, lässt sich aus seinem zeitlichen Horizont nicht lösen und definiert – durchaus im ursprünglichen lateinischen Wortsinn - Menschsein als schlechthin begrenzt und abgrenzt. Zwei Beiträge des Heftes widmen sich explizit philosophischen Positionen: der Antike (Aristoteles, Plotin, Augustinus) und der Aufklärung (Kant), und loten damit gleichzeitig zwei grundsätzliche Entwicklungsstufen der abendländischen Zeitauffassung aus. Das Problem der Zeit wird aber nicht nur philosophisch ausdifferenziert, sondern auch in der Literatur sprachkünstlerisch gestaltet, womit sich ein weiterer Beitrag auseinandersetzt, der das Thema der Zeit in literarischen Texten und unter zentralen Gesichtspunkten (Langeweile, Sorge, Zeitknappheit, Zwangscharakter der mit Uhren gemessenen Zeit) entfaltet. Nicht nur Literatur, sondern auch Musik ist von ihrem Wesen her Zeit-Kunst. Ein Beitrag zu diesem primär ästhetischen Problem sucht über die Auseinandersetzung mit zwei Musikstücken deren Zeitcharakter ebenso zu erschließen wie ihren Stimulus, über diese ästhetische Erfahrung das eigene Verhältnis zur Zeit zu reflektieren.