Vorschau 6-2020: Menschenrechte

Menschenrechte sind weder gottgegeben noch allseits anerkannt; sie sind menschengemacht und somit immer auch Gegenstand von Interpretationen, Angriffen und dem Bestreben nach Änderungen. Die Idee von allgemeinen Rechten, die jedem Menschen qua Menschsein zustehen und somit von der unantastbaren Gleichheit aller Menschen aus gehen, werden nach und nach zugunsten national-egoistisch geprägter Lebensstile einerseits und einem profitorientierten, stets auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Primat der Ökonomie im privaten und öffentlichen Bereich andererseits in ihrer Bedeutung und Strahlkraft geschwächt. Die Auswirkungen sind unbestritten: 2019 trieben Regierungen in zahlreichen Ländern massive Einschränkungen von Meinungs- und Versammlungsfreiheit nicht nur durch Einschüchterung und die Verfolgung Einzelner voran, sondern zunehmend durch Masseninhaftierungen und mit exzessiver Gewalt. Das Heft widmet sich den aktuellen Erscheinungen und auch Begleiterscheinungen der die Menschenrechte betreffenden Problem- und Aktionsfelder. Am Beginn steht ein für alle Schülerinnen und Schüler konzipierter Beitrag, danach folgt die Diskussion der Frage nach der Möglichkeit von uneingeschränkten Menschenrechten in unterschiedlichen Herangehensweisen. Eine weitere UE stellt grundsätzlich klassische (Bentham) und aktuelle Vorbehalte gegen das Konzept der Menschenrechte dar und vergleicht diese mit zentralen philosophischen Begründungen; eine weitere beschäftigt sich mit der generellen Frage, wodurch Menschenrechte Gültigkeit erfahren. Drei Beiträge beleuchten aktuelle Thematiken hinsichtlich der Ausgestaltung und konkreten Umsetzung der Menschenrechte: Ein Beitrag fokussiert die Situation der Menschenrechte im Zeitalter von Facebook, Google und Co. Der letzte Beitrag greift das aktuelle Thema der Triage im Kontext der COVID-19-Pandemie auf.